der kommentar
: Geschundenes Gesicht

Das Polizeifoto der Popsängerin Rihanna zeigt aufgeqollene Lippen und Wunden. Es ist ein Bruch der Inszenierung. Und der Privatsphäre.

Der britische Schauspieler Hugh Grant guckte 1995 auf einem Polizeifoto scheel in die Kamera. Er war beim Anbändeln mit einer Prostituierten verhaftet worden – aus dem Auto heraus. Peinlich für ihn. Doch immerhin: Er wurde als Täter verhaftet und konnte den Imageverlust mit vielen Sorrys wegstecken. Anders liegt der Fall beim Bild von Rihanna, das seinen dubiosen Weg aus Polizeicomputern ins Internet gefunden hat. Sie schaut mit ihrem geschundenen Gesicht in die Kamera und ist vor allem an einer Tätowierung an der Schulter zu erkennen. Sie ist das Opfer. Erst wurde sie vor der Grammy-Verleihung am 8. Februar 2009 brutal zugerichtet, angeblich von ihrem ebenfalls prominenten Freund Chris Brown. Nun ist ihr auch die Hoheit über ihr Gesicht, und wie sie es zeigen möchte, meistens ein Produkt erheblichen Aufwands, genommen worden. Dabei lebt Rihanna nicht nur von ihrem Gesang, sondern auch von der Inszenierung, die sie als junge Schönheit umgibt. Zugegeben: bisher recht gut. Ihr diese Macht zu nehmen straft sie somit doppelt. NATALIE TENBERG