Hamburg macht‘s schwarz

In einem Flyer mit HVV-Logo wirbt „Hamburg umsonst“ für Bahnfahren ohne Karte, aber mit „pinkem Punkt“. Der Verkehrsverbund findet das gar nicht lustig

Schwitzige Hände, erhöhter Puls, und etwas peinlich ist alles auch – viele kennen das Gefühl, in der U-Bahn ohne Fahrkarte erwischt zu werden. Ausgerechnet der HVV hat jetzt scheinbar sein Herz für Schwarzfahrer entdeckt: Auf einem am Bahnhof Altona verteilten Flyer stehen unter dem HVV-Logo Tipps für Schwarzfahrer – beispielsweise dem Kontrolleur einfach den falschen Namen sagen. Zum Flyer gehört ein Ansteckbutton, der „Pinke Punkt“, den selbstbewusste Umsonstfahrer tragen sollen.

Natürlich steckt hinter dem Flyer nicht der HVV, und der findet das Ganze auch nicht lustig: „Wenn ein Schwarzfahrer Leistungen kostenlos bekommt, zahlen das unsere ehrlichen Kunden oder der Steuerzahler“, mahnt HVV-Sprecherin Gisela Becker.

Zu kurz gedacht, denn der pinke Punkt ist Protest und damit politisch wertvoll: „Anlass war die Fahrpreiserhöhung und die Abschaffung des Sozialtickets“, erklärt Jan von „Hamburg umsonst“, der den Punkt mit ins Leben gerufen hat, „wir wollen Möglichkeiten zeigen, wie man sich gegen den in allen Bereichen verordneten Sparzwang wehren kann.“ Die Reaktionen auf die Flyer waren positiv: „Einige haben uns erzählt, dass sie auch immer schwarzfahren“, sagt Jan, „viele wollten sich sogar in Unterschriftenlisten eintragen oder sonst aktiv werden.“

Trotzdem ist der „Pinke Punkt“ für den HVV kein wunder Punkt. Rechtliche Schritte jedenfalls will der Verbund nicht ergreifen: „Es gibt diverse Protestaktionen gegen uns, jedes Mal gleich vor Gericht zu ziehen ist da übertrieben“, so Gisela Becker.

Zumindest bei einigen Kulturschaffenden ist Schwarzfahren durch den „pinken Punkt“ salonfähig geworden: Alma Hoppes Lustspielhaus und das Fundbureau gewährten „Pinker Punkt“-Teilnehmern unlängst für mehrere Veranstaltungen freien Eintritt. Nur eine Bußgeldquittung mussten sie dabei haben. MAR