Siemens-Haus voll Übelkeit und Zorn

Im ehemaligen Siemens-Hochhaus stinkt es den Beschäftigten enorm. Das ergab die Umfrage des Personalrats. Die zuständige Immobiliengesellschaft verspricht schnellste Abhilfe über ein gerichtliches Gutachten. Der Personalrat kann das kaum glauben

bremen taz ■ Den meisten Behörden-MitarbeiterInnen im Siemens-Hochhaus missfällt das Klima im 15-Stockwerke-Bau schon morgens, wenn sie das Haus an der Contrescarpe betreten. Von sehr guter morgendlicher Luftqualität sprechen laut einer Blitzumfrage des Personalrats nur acht von hundert Befragten. Acht Stunden später allerdings ist dieses „Gut-Grüppchen“ auf nur eine Person zusammengeschnurrt. Kein Wunder, dass dieses Thema gestern die zweistündige Personalversammlung im Ressort Gesundheit und Soziales dominiert hat – zumal die Kritik an den Zuständen offenbar zunimmt.

„Wir haben dieselben Fragen schon in einer Umfrage im Jahr 2002 gestellt“, sagt Personalratschef Wolf-Dieter Klatt. Die Tendenz der aktuellen Ergebnisse sei klar: „Die Beschäftigten empfinden die Lage heute bedrückender als noch vor zwei Jahren.“

Das bestätigen die Zahlen dieser Umfrage, die trotz Urlaubszeit den beachtlichen Rücklauf von 52 Prozent hatte. Das Beklemmende: Diejenigen, die die Luft in ihren Büros wenigstens morgens gut finden, sind verflixt wenige im Vergleich zur großen Gruppe der Luft-Muffel, die im Laufe eines Tages von 17 Prozent auf über zwei Drittel der Belegschaft anwächst. Schlechtere Noten erhält in der Befragung nur das Kriterium Temperaturregelung: 89 Prozent nennen sie durchweg miserabel.

Der Grund, das wissen alle, liegt im Gebäude selbst: Die Technik in dem 30 Jahre alten, nie wärmegedämmten Hochhaus ist nicht auf dem Stand der Zeit. Hinter Fenstern, die sich nicht öffnen lasssen, müssen die Beschäftigten nun ausbaden, was Technik und Verantwortliche nicht hinkriegen: das Arbeitsklima im Haus.

„Gestern wurde uns einmal mehr versprochen, dass nach fast drei Jahren Verhandlung mit dem unwilligen Immobilienbesitzer jetzt alles ganz schnell gehen soll“, sagt Personalrats-Chef Klatt. So richtig glauben kann er‘s nicht. Was wohl auch daran liegt, dass die zuständigen Gebäudemanager von der hiesigen städtischen GBI Reparaturen im Personalratszimmer des Tivoli-Hochhauses auch nach über einem Jahr nicht in Angriff genommen haben.

Den öffentlichen Vorwurf eines „Katz-und Maus-Spieles“ allerdings hat die Dienststellenleitung zurückgewiesen. Gestern bat Gesundheits-Staatsrat Arnold Knigge, zugleich Mitglied im Aufsichtsrat der städtischen GBI, die Beschäftigten erneut um Verständnis. Man müsse nun ein gerichtliches Gutachten abwarten. Dieses werde – so die Absprachen – dann von Seiten der betroffenen behördlichen Mieter und der Vermieter anerkannt. Auch fänden regelmäßige Abstimmungsgespräche mit dem Bauressort statt. „Ich habe zugesagt, die offene Informationspolitik unseres Hauses über die weitere Entwicklung fortzusetzen“, so Knigge gegenüber der taz. Die vom Personalrat eingebrachte Möglichkeit, für die Kosten der notwendigen Sanierung in Vorleistung zu treten und das Geld vom Eigentümer auf dem Gerichtsweg zurückzuholen, sei nicht gangbar. „Zumal wir das Gutachten jetzt schnell erwarten.“ ede