der kommentar
: Ein jovialer Fundamentalist

Kardinal Karl Lehmann, der Katholiken bester Werbeträger in Deutschland, hetzt wieder gegen Rot-Grün und die Homoehe: Das ist so bigott wie infam

Den nächsten „Orden wider den tierischen Ernst“ bekommt er verliehen, der Kardinal Lehmann, und das ist gut so, denn dieser Preis ist ohnehin keiner, der im weitesten Sinne an Leistungen im Bereich des Humorigen geknüpft ist. Denn vom besten Würden- und Werbeträger der römischen Kurie unserer Tage ist allenfalls Joviales überliefert. Tatsächlich jedoch ist mit Lehmann so wenig zu spaßen wie mit seinem Kurienkollegen Ratzinger, der allerdings ohnehin nicht im Verdacht steht, das katholische Wort anders denn rückständig zu interpretieren.

Lehmann jedenfalls hetzt in der aktuellen Ausgabe der Bistumszeitung Glaube und Leben gegen die rot-grüne Regierung und ihren Wunsch, das Gesetz zur Homoehe – grundgesetzkonform – der klassischen Ehe anzunähern. Entdiskriminierung ja, meint Lehmann, aber Angleichung an die Ehe nein. Dagegen müsse gekämpft werden – das verdient den flammenden Ton von Kanzel und im Beichtstuhl.

Wär’s nicht ehrlicher, Lehmann ließe das – Gott sei Dank – inzwischen weitgehend für katholische Indoktrination empfängnisarme Deutschland in Frieden? Und er selbst, beispielsweise, dafür sorgte, dass zölibatsgepeinigte Priester künftig ihre Schützlinge (in St. Pölten und anderswo) sexuell unbehelligt lassen? Er besser einen Blick auf den Pfahl im eigenen Auge zuwendete? Das verdiente einen Preis, einen ernsthaften sogar. JAF