Bombensichere Broschüre

Die britische Regierung verteilt mal wieder Sicherheits-Tipps für Notfälle – und gegen die Panik vor der Panik

Die Briten haben nichts mehr zu befürchten. Ihre Regierung verteilt im nächsten Monat an alle Haushalte Broschüren, die detaillierte Verhaltensmaßregeln im Falle eines terroristischen Angriffs oder eines anderen Notfalls enthalten. Das 22-seitige Heftchen gibt es in 16 Sprachen, darunter Chinesisch und Somalisch. Die Aktion kostet 8,3 Millionen Pfund.

„Wir wollen Ihnen dabei helfen, zu tun, was Sie tun müssen, und zu wissen, was Sie wissen müssen“, schreibt Innenminister David Blunkett im Vorwort. Die Regierung könne zwar keine „hundertprozentige Sicherheit vor terroristischen Anschlägen“ garantieren, aber strebe danach, sagte er der BBC. Herausgegeben wird die Broschüre von einem eigens dafür geschaffenen Gremium, dem „unabhängigen nationalen Lenkungsausschuss zur Warnung und Information der Öffentlichkeit“.

Im Falle eines Falles sollen die Menschen nach Hause gehen, dort bleiben und das Radio einschalten. In den Notvorrat gehören Ersatzbatterien, eine Taschenlampe, das Mobiltelefon, Wasser, Dosengerichte und ein Dosenöffner. Nicht zu vergessen sind Schlüssel für Auto und Haus, was ziemlich überflüssig erscheint, kommt man ohne die Schlüssel doch gar nicht ins Haus hinein.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Briten auf den Ernstfall einstellen müssen. Vor gut dreieinhalb Jahren, als der Jahrtausendvirus Y2K drohte, empfahl die Regierung ebenfalls, Wasservorräte anzulegen und Bargeld zu horten. Dasselbe galt in den Achtzigerjahren, als die Regierung vor einem Atomkrieg warnte. Zusätzlich sollte man Teppiche vor die Fenster hängen, damit die tödliche Strahlung von Wohnzimmern fern gehalten würde.

In der neuen Broschüre geht es um konventionelle Bomben. „Falls eine Bombe in dem Gebäude, in dem Sie sich aufhalten, explodiert“, schreiben die Autoren, „suchen Sie einen sicheren Ausgang.“ Aha. Wenn man den aber nicht findet und unter den Trümmern des Gebäudes begraben wird, dürfe man keine Streichhölzer oder Feuerzeuge benutzen, falls eine Gasleitung undicht sei. Stattdessen soll man auf diese Leitung klopfen, sodass die Rettungsmannschaften einen finden können.

Damit die Bevölkerung bei der Lektüre der Broschüre nicht in Panik ausbricht, hat die Regierung zusätzlich Werbespots im Fernsehen geschaltet, in denen den Zuschauern erklärt wird, dass sie nicht in Panik ausbrechen sollen.

RALF SOTSCHECK