Spagat bei Regenwaldnutzung

Umweltschützer kritisieren aktuelle Verhandlungen zum Tropenholzabkommen. Nicht der Erhalt des Waldes, sondern wirtschaftliche Ziele stünden im Vordergrund

GENF taz ■ In Genf wird noch bis Freitag über eine Neufassung des Internationalen Tropenholzabkommens (ITTA) verhandelt. Seit 1983 wird das ITTA etwa alle zehn Jahre neu von Mitgliedern der Internationalen Tropenholzorganisation (ITTO) verhandelt. Kritiker bemängeln aber, dass dabei vor allem wirtschaftliche Ziele im Vordergrund stehen.

Die Organisation besteht aus insgesamt 59 Staaten, die Tropenholz produzieren oder importieren. Darunter sind Indonesien, Brasilien, die USA und Deutschland. Aufgabe der ITTO ist es, den Handel mit der Ressource zu fördern und ihn zugleich nachhaltig zu gestalten. Das zu verhandelnde Abkommen bewegt sich also im Spannungsfeld zwischen Handels- und Umweltvereinbarung – und sorgt für Kritik.

Die Umweltverbände bezweifeln grundsätzlich die Ziele der ITTO. Es sei fraglich, ob die Organisation zum Schutz des Regenwaldes überhaupt Sinn macht. „Sie ist Teil des Problems“, sagt Jens Wieting von der Aktionsgemeinschaft „Robin Wood“. Die Tropenholzlobby sorge hier dafür, dass aufgrund unverbindlicher Vereinbarungen die Interessen der indigenen Bevölkerung übergangen werden. Zum großen Teil seien die ITTO-Mitgliedstaaten für den Handel mit illegalem Holz verantwortlich.

Die gemeinnützige Organisation „Forest Trends“ kritisiert zudem, dass in Genf zwar Delegierte der Mitgliedstaaten, jedoch keine Urwaldbewohner teilnehmen. Eine kürzlich von „Forest Trends“ veröffentlichte Studie hatte jedoch ergeben, dass die Bemühungen der Indios zum Schutz des Urwaldes oft ebenso effektiv seien wie die Maßnahmen nationaler Regierungen.

Hierbei käme ihnen und anderen Waldbewohnern eine Schlüsselrolle zu, da sie jährlich zwischen 1,2 und 1,6 Milliarden US-Dollar in Form von Zeit, Geld und Arbeit investierten. Die Verfasser der Studie hatten rund 180 Berichte betroffener Länder ausgewertet. Demnach würden derzeit mindestens 370 Millionen Hektar Tropenwald durch die lokale Bevölkerung nachhaltig verwaltet und genutzt.

Nach Angaben von „Forest Trends“ ist aber bei dem derzeit zu verhandelnden ITTA-Entwurf gerade die Passage weggefallen, die noch in der Fassung von 1994 Bezug auf die Interessen der Indios genommen hatte.

Die Organisation fordert nun, dass der Waldbevölkerung stärkere Rechte in Produktion und Verkauf der Güter des Waldes und diesbezüglich mehr Mitspracherechte eingeräumt sowie ihre Leistungen zum Schutz des Urwaldes anerkannt werden.

„Forest Trends“ bezieht sich dabei auch auf die im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen beschlossen „Millenniumziele“. Demnach könnten die Vorschläge nachhaltiges Bewirtschaften der Wälder sichern und extreme Armut und Hunger reduzieren helfen. FRANZISKA DÄHN