Kommentar: Teilzeitstudium
: Mehr Mut, jetzt

Mutige Politik sieht so aus: Die grüne Jugend will finanziell schwache Studierende entlasten. Wer mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten muss und das Angebot der Universitäten entsprechend wenig nutzen kann, soll mehr Studienzeit zur Verfügung gestellt bekommen – und bei Überschreitung weniger Zwangsgebühren zahlen. Ein wegweisendes, weil gerechtes Modell, wenn man unterstellt, dass die Studierenden nicht nur helfen sollen, den knapp an der Verfassungsmäßigkeit vorbeischrammenden Landeshaushalt zu stützen.

Doch was tut die grüne Landtagsfraktion? Sie stützt das Modell des eigenen Jugendverbandes nicht. Zu schwierig, zu bürokratisch, im Klartext gegen den Widerstand der SPD nicht durchsetzbar sei die Idee, heißt es in Düsseldorf. Und überhaupt würde ab 2007 alles besser, wenn die Studienkonten wirklich individuell nach in Anspruch genommen Veranstaltungen belastet werden sollen. Die Nachwuchs-Idee des Teilzeitstudiums wird so vereinnahmt und möglichst geräuschlos in die Diskussion um das neue NRW-Hochschulgesetz integriert. Bloß nicht zu sehr auffallen – schließlich droht auf Druck der Opposition zukünftig sogar eine Diskussion um ein komplett gebührenpflichtiges Erststudium.

Pech haben die jetzt Zahlungspflichtigen, die ihr Studium im Vertrauen auf Kostenfreiheit praxis- und berufsnah konzipiert haben. Sie fallen durch jedes Raster. Mutige Politik sieht anders aus. ANDREAS WYPUTTA