Mann mit Linie

Um beim Favoriten der heute beginnenden Regionalliga Nord Trainer werden zu können, kaufte sich Claus-Dieter „Pelé“ Wollitz in Uerdingen frei und ging nach Osnabrück. Im Interview zahlt er es seinem ehemaligen Arbeitgeber heim

„Spieler, mit denen ich zusammen arbeite, fragen nach der sportlichen Perspektive“

Interview: Christoph Ruf

taz: Es war Ihnen viel wert, in Osnabrück arbeiten zu können. War man in Uerdingen enttäuscht, dass Sie so dringend weg wollten?

„Pelé“ Wollitz: Ich war von denen enttäuscht! Ich hätte schon letztes Jahr nach Essen wechseln können, das habe ich nicht gemacht, weil ich mich bei Uerdingen im Wort gesehen habe. Irgendwann konnte ich aber einfach nicht mehr erkennen, wie es dort nach vorne gehen sollte. Sollte ich immer wieder die Spieler anbetteln, dass sie bleiben, ohne Punktprämie, ohne Auflaufprämie? Da war ja noch nicht mal ein Trainingslager drin.

Weil Sie Essen einen Korb gegeben hatten, erwarteten Sie, dass man Sie ein halbes Jahr später gehen lassen würde?

Das war doch so vereinbart. Für mich ist ein Wort mehr wert als eine Unterschrift. Aber dieser Professor, der immer auf nett macht und in Uerdingen den Präsidenten spielt, hat das anders gesehen. Obwohl er selbst vor der Mannschaft gesagt hat, dass er mir die Freigabe erteilt.

Sie hätten Geld sparen können. Mit so vielen Zeugen hätten Sie vor Gericht gewonnen.

Vor September hätte ich dort aber keinen Termin bekommen, und wenn ich vorher hier angefangen hätte, hätte es eine einstweilige Verfügung gesetzt. Also habe ich auf zwei Monate Gehalt verzichtet.

... und sich dadurch in Osnabrück eingekauft.

Kann man so sagen. Wobei: Wer weiß, ob die mein Gehalt überhaupt noch hätten zahlen können. Ich bin ein Mann der offenen Worte und der Ehrlichkeit. Die sollen mit offenen Karten spielen und nicht das Desaster Monat für Monat vor sich herschieben. Mich haben gerade gestern wieder ehemalige Spieler angerufen. Die sind verzweifelt, weil sie ihre Junigehälter nicht bekommen haben. Verdammt noch mal, es ist jetzt Ende Juli!

Da haben Sie beim VfL Osnabrück andere Voraussetzungen. Viele Kollegen wundern sich, wie der klamme Verein Stars wie Markus Feldhoff kaufen konnte. Haben Sie da auch aus der Privatschatulle nachgeholfen?

Was interessiert die Kollegen, was bei anderen Vereinen passiert? Feldhoff würde nicht hier spielen, wenn ich nicht Trainer wäre, der arbeitet einfach gerne mit mir. Dann geht es nicht mehr um 500 Euro mehr oder weniger. Wir haben uns an den vom DFB vorgegebenen Rahmen gehalten. Aber ich habe gute Kontakte, so dass man auch mit guten Leuten für weniger Geld spielen kann. Man muss dann offen und ehrlich auftreten, auch wenn Spieler abspringen, weil die gleich als erstes fragen, was es hier zu verdienen gibt.

Ihre Antwort?

Denen sag ich: Siehste, an der Frage sehe ich schon, dass wir nicht zusammen passen. Spieler, mit denen ich gerne zusammen arbeiten, fragen erst mal nach der sportlichen Perspektive.

Sie haben da eine klare Linie.

Ich habe da eine hundertprozentig klare Linie.