Park & Ride statt Olympia-Park

Junge Architekten entwerfen für das Bezirksamt Mitte eine Zukunft für den Grasbrook: Straßenring, Wohnen wie in Harvestehude und eine Pontonbrücke zur Veddel

Wer neue Leute planen lässt, darf mit überraschenden Lösungen rechnen. Bei den Vorschlägen, die drei junge Architekturbüros im Auftrag der Bezirksversammlung Mitte jetzt für den Kleinen Grasbrook gemacht haben, deutet sich jedoch ein Paradigmenwechsel an. Ganz pragmatisch schlagen sie eine Ringstraße um die zukünftige erweiterte Hamburger Innenstadt vor – einschließlich eines Park & Ride-Platzes auf dem südlichen Elbufer gegenüber der Hafencity, wo kürzlich noch der Olympia-Park geplant war. Wer in die Stadt will, soll hier seinen Wagen abstellen und per Wassertaxi in die Hafencity, die Speicherstadt oder zu den Landungsbrücken fahren.

Die Fraktionen der Bezirksversammlung hatten Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) gebeten, den in der Stadt fest ins Auge gefassten „Sprung über die Elbe“ für den Kleinen Grasbrook zu konkretisieren. Von der City aus gesehen, bietet er nach der Hafencity den zweiten Trittstein für eine Weiterentwicklung Hamburgs auf ehemaligen Hafenflächen in Richtung Harburg.

Das Hamburger Architekturbüro Blauraum, das auch an der Internationalen Entwurfswerkstatt der Baubehörde für den Sprung über die Elbe im Juli teilnahm, die Landschaftsarchitekten des Stockholmer Büros NOD und die Amsterdamer Städteplaner von MUST fassten ihre Vorschläge unter dem Titel „Freie und Grüne Stadt Grasbrook“ zusammen. Ein entsprechendes Logo mit Insel, Kran und Häuschen ergänzt das Hamburg Logo auf einer blauen Welle.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die große Insel zwischen Moldau- und Hansahafen, wo nach den Vorstellungen der Architekten ein grünes Wohnviertel entstehen soll – nach dem Vorbild von Harvestehude, wie Baudezernent Peter Gero referierte. Hier würden die meisten von der Bezirksversammlung gewünschten 8.000 Wohnungen entstehen. Das neue Quartier würde über eine breite Pontonbrücke über den Saalehafen hinweg und unter der Bahn hindurch mit der Veddel verbunden. Nach dem selben Muster würde jeder der vielen Inseln des Plangebiets, das sich im Westen bis zum Alten Elbtunnel erstreckt, ein lebendiges Stadtviertel als „Pate“ zugeordnet.

Das Bezirksamt will die Vorschläge jetzt mit Bürgern und Politikern diskutieren. In einem ersten Schritt könnten einzelne Stellen begrünt und Events in dem Gebiet veranstaltet werden. „Es ist wichtig, dass man dieses Gebiet in das Bewusstsein der Bevölkerung bekommt“, sagte Gero. Gernot Knödler

www.kleiner-grasbrook.net