Treuer Mercedianer mit gutem Draht zum Chef

Eckhard Cordes übernimmt die Führung bei Mercedes. Und könnte erste Wahl werden für die Nachfolge Schrempps

Eckhard Cordes wird neuer „Mister Mercedes“. Denn der bisherige Chef der Mercedes Car Group, Jürgen Hubbert, ist ab Oktober zuständig für das „Executive Automotive Committee“. Dort wird er sich markenübergreifend mit Zukunftsproblemen der Automobilbaubranche beschäftigen.

Der 53-jährige Cordes wurde gestern vom DaimlerChrysler-Aufsichtsrat als Nachfolger Jürgen Hubberts bestimmt. Der promovierte Kaufmann ist ein „Mercedianer“ von Anfang an. 1976 arbeitete er zunächst in der Abteilung Strategieplanung, danach in den Bereichen Controlling und Konzernentwicklung. 20 Jahre nach seinem Einstand bei Mercedes in Stuttgart und kurz vor der Fusion mit Chrysler berief ihn der Aufsichtsrat in den Vorstand; eine steile Karriere.

Nach der Fusion – und nach der Berufung von Vorstandsmitglied Dieter Zetsche an die Spitze von Chrysler – war Cordes im Konzernvorstand zuständig für die weltweite Produktion von Nutzfahrzeugen. Keine leichte Aufgabe: Der Absatz vor allem in den USA stagnierte um die Jahrtausendwende; die Sparte schrieb rote Zahlen.

Eckhardt Cordes sanierte den „Laden“ in knapp zwei Jahren – ohne Entlassungen in Deutschland. Um die produzierten Lkw und Busse selbst testen zu können, machte er sogar den Führerschein der Klasse 2 nach. „Chapeau!“, sagten da selbst die Betriebsräte, bei denen Cordes seitdem einen Stein im Brett hat.

So wie auch bei Konzernvorstandschef Jürgen Schrempp. Cordes ist sein Mann. Der „treue Eckhard“ nämlich hielt Schrempp die Stange, als der sich für eine Kapitalerhöhung bei Mitsubishi ausgesprochen hatte, um das schwer angeschlagene Unternehmen im Konzern zu halten, – allerdings ganz umsonst. 8 von insgesamt 11 Vorstandsmitgliedern stimmten die Pläne von Schrempp vom Tisch.

Doch die Treue zum Chef zahlte sich aus: Der schärfster Widersacher Cordes’ im Konzernvorstand, Chrysler-Vize Wolfgang Bernhard (43), der schon länger als Nachfolger von Hubbert gehandelt wurde, stellte sich gegen Schrempp – und wird jetzt bei DaimlerChrysler gar nichts mehr. Schrempp drückte Cordes beim Aufsichtsrat durch. Und Bernhard wird den Konzern verlassen; Gerüchten in der Branche zufolge in Richtung Wolfsburg.

Cordes führt jetzt die lukrativste Sparte des Weltkonzerns: die Mercedes Car Group. Hubbert hinterlässt ein „gemachtes Nest“. Neue Modelle sind bis 2010 in der „Pipeline“. Und die harten Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat um den Sparkurs sind beendet. Der Beschäftigungssicherungsvertrag gilt bis 2012.

Nur in den Vereinigten Staaten zeigt die Absatzkurve aktuell leicht nach unten. Der Euro sei eine „zu harte Währung“, hieß es dazu noch unter Hubbert zur Begründung. Das Absatzproblem muss der „Chefstratege Cordes“ demnächst lösen. Hat er Erfolg, dürfte er die erste Wahl sein für die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT