Schiphorst geht von Bord

Der Medienbeauftragte für Berlin und Brandenburg soll heute verabschiedet werden. Insider sagen, er sei schon seit einem Jahr nicht mehr wahrnehmbar gewesen. Nebenbei ist er Hertha-Präsident

von STEFFEN GRIMBERG

Was macht eigentlich ein Medienberater für Berlin und Brandenburg? Diese Frage kann zunächst einmal offen bleiben, denn heute soll der amtierende Funktionsträger Bernd Schiphorst mit blumigem Dank beider Bundesländer verabschiedet werden. Der ehemalige Bertelsmann-Manager, der den erst nach länglichen regionalen Querelen zwischen Berlin und Potsdam geschaffenen Posten im Juli 2000 antrat, bleibt Berlin aber erhalten. Schließlich ist Schiphorst im Neben-, manche Kritiker meinen auch im Hauptberuf Präsident von Fußballbundesligist Hertha BSC.

„Schiphorst war doch seit einem Jahr gar nicht mehr als Medienbeauftragter wahrzunehmen“, sagte gestern ein Insider auf der Potsdamer Film- und Fernsehproduktionskonferenz Babelsberg 2003. Und das habe beileibe nicht nur am Tabellenstand der Hertha gelegen.

In der Tat streitet sich Schiphorsts Medienbüro seit längerem mit einer anderen medialen Berlin-Brandenburger Institution um die Macht: Der für die Filmförderung in der Region zuständigen Filmboard GmbH, deren Intendant Klaus Keil höhere Ambitionen hegt. Offenbar wird jetzt mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg eine neue Institution in die verworrenen Medienbeziehungen der Hauptstadtregion Einzug halten, die einerseits mit Städten wie München, Hamburg und Köln um die Spitzenreiterrolle unter den deutschen Medienstandorten konkurriert. Die es andererseits aber wegen zahlreicher persönlicher Eitelkeiten der handelnden Personen und durchgängigem politischem Desinteresse der auf Länderseite Verantwortlichen schwer hat.

Schiphorst wollte vor allem auf die digitalen Medien setzen, wurde hier aber vom Dotcom-Crash ausgebremst. Einzig im Musikbereich wirkte Berlin in letzter Zeit anziehend: Der Plattenmulti Universal verlegte seine Deutschland-Zentrale an die Spree, der Musikkanal MTV folgte nach. Und im kommenden Jahr zieht auch die Musikmesse Popkomm von Köln in die Hauptstadt. Die Rolle des Medienbeauftragten bei diesen nicht ganz subventionsfreien Deals wird von Insidern aber als „eher unbedeutend“ eingestuft.

Ganz nutzlos sind seine seit 2000 aufgebauten Medienkontakte und -netzwerke wie das vor allem für regionale Firmen gedachte media.net für Schiphorst aber nicht: Seit Januar 2003 verstärkt der 60-Jährige die Berliner Beratungsfirma WMP Eurocom um Ex-Bild-Chef Hans-Hermann Tiedje und Ex-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP). Und dann ist da ja auch noch die Hertha, die bei der gegenwärtigen Torstatistik jede Unterstützung gebrauchen kann.