edin dzeko
: Grazile Wucht

Es kommt ganz und gar nicht jeden Tag vor, dass ein Bundesligastürmer den derzeit herausragenden Josip Simunic in die Knie zwingt. Der Wolfsburger Edin Dzeko hat es geschafft. Zwar empfand längst nicht nur der Innenverteidiger von Hertha BSC Berlin den Körperkontakt als „klares Foul“, mit dem Dzeko sich vor seinem 2:1-Siegtreffer Platz schaffte; Schiedsrichter Kircher gab das Tor. Wodurch Hertha BSC sehr unglücklich Spiel und Tabellenspitze verlor – und Wolfsburg und vor allem Dzeko als Gewinner des Spieltags dasteht.

Es waren seine Saisontore 9 und 10, die das Spiel gedreht hatten (72., 84.), beide mit dem Kopf erzielt. Dzeko sieht mit seinen 1,93 m und 84 kg aus wie ein typischer Stoßstürmer. Aber er ist noch mehr. Er kann hohe Bälle ablegen oder verarbeiten, mit dem Ball am Fuß losziehen, mit links und rechts schießen, Tore auflegen (bisher 7 Assists in der Liga). Er ist erstaunlich teamorientiert für einen Stürmer seiner Klasse. Sein Spiel ist grazil und gleichzeitig von großer Wucht. Mit seinem bosnischen Landsmann Misimovic kombiniert er bisweilen, dass den Gegnern Hören und Sehen vergeht.

Dzeko kommt aus Sarajevo und ist nach eigener Aussage biografisch stark geprägt von seinen Kindheitsjahren im Krieg. Mitte März wird er 23 und ist damit schon ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass Stürmer in der Regel länger brauchen, um zu reifen. Wolfsburgs Chef Felix Magath holte ihn 2007 auf Empfehlung seines Co-Trainers Bernd Hollerbach vom tschechischen Erstligisten Teplice (für 4 Millionen Euro).

Seine erste Saison war dann nicht schlecht, aber durchwachsen (8 Tore). Nun hat er einen deutlichen Sprung gemacht oder, wie Magath findet, sich „fantastisch entwickelt“. Er ist aber nach wie vor zweiter Stürmer hinter oder neben dem Brasilianer Grafite (12 Saisontore). Nach dessen Ausfall hat er 6 der letzten 8 VfL-Tore erzielt. Er fühle sich „fit wie nie zuvor“, sagte Dzeko, als man ihn nach Gründen für seinen Lauf fragte. Muss er auch sein: Donnerstag muss der VfL ein 0:2 gegen St. Germain aufholen, Sonntag beim HSV zeigen, ob man wirklich um die Champions League mitspielt. PETER UNFRIED