Wenn Abos baden gehen

Die Sommerferien und eine vermeintlich wirre Grafik: eine kleine Erklärung der Abokurven

Die sommerliche Reisezeit hinterlässt sichtbare Spuren in der Grafik, die den Verlauf der wichtigsten wirtschaftlichen Kennziffer der taz-Betriebsabrechnung veranschaulicht. Der Vergleich der Abokurven der vergangenen Jahre kann dabei durchaus bemerkenswerte Geschichten erzählen.

Wir beginnen im Jahr 2001. Nach der bisher letzten Kampagne, die der taz seit Herbst 2000 unter dem Motto „taz muss sein“ mehrere tausend zusätzliche Abos beschert hatte, schien der Alltag wieder einzukehren. Wie in den Jahren zuvor sank die Kurve zu Ostern um etwa 1.000, zu Pfingsten um 500 und während der Sommerferien um 2.300 Abos, die vorübergehend abbestellt wurden. Mit dem 11. 9. 2001 folgte für die Nachfrage nach taz-Abos eine Wende. Während nach früheren Rettungskampagnen die dazugewonnenen Abos innerhalb von zwei Jahren wieder verschwanden, weil die Rettenden den Eindruck hatten, ihr Abo würde nicht mehr so dringend benötigt, brauchten nun ihrerseits die Lesenden ihr Abo, weil die taz einen angemessenen Umgang mit den internationalen Ereignissen fand.

Bis Ende April 2003 wurde fast die 50.000-Marke erreicht. Nach dem Ende der ersten Kampfhandlungen im Irak allerdings fiel das Interesse am dauerhaften Bezug des taz-Abos dramatisch ab. Bereits über Pfingsten und Sommer entstand ein Rekordtief.

Im Detail können wir am Verlauf der diesjährigen Kurve den Effekt der Werbeanstrengungen rund um den taz-Geburtstag am 17. April erkennen. Aus den Kurzabos, die neue taz-Lesende zur Probe bestellt hatten, sind einige hundert richtige Abos geworden, die uns helfen, auch in diesem Jahr den Sturz ins Sommerloch von einem den vergangenen Jahren vergleichbaren Niveau aus zu beginnen. Die durchschnittliche Anzahl an taz-Abos müsste eigentlich 50.000 betragen, um ein betriebswirtschaftlich ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Weil sich die Abokurve aber ganz offensichtlich nicht so verhält, muss die zu knapp bemessene Decke über dem Tisch des taz-Haushalts in stetem Ringen um Prioritäten mal hierhin, mal dorthin gezogen werden. Was tun? Wenn Sie verreisen, machen Sie es doch wie jene 1.202 Lesende, die sich ihre taz an den Urlaubsort nachschicken lassen. Sollte das nicht gehen, lassen Sie bitte ihr Abo an andere Lesewillige liefern, die sich sonst keine Zeitung leisten können. Die Aboabteilung hat eine lange Liste Bedürftiger, die immer länger wird. Die Betroffenen brauchen private Solidarität, wo öffentliche Mittel gestrichen werden. ANDREAS BULL

Rufen Sie an: (0 30) 2 59 02-5 90; faxen Sie: (0 30) 2 59 02-6 80; mailen Sie: abomail@taz.de