Sklavenmarkt Düsseldorf

Langzeitarbeitslose inszenieren sich als Theaterstück auf öffentlichen Plätzen der NRW-Landeshauptstadt

Zwei Jahre lang trifft sich eine Theatergruppe in Nordrhein-Westfalen. Sie übt einmal die Woche, tritt aber nicht auf, obwohl sie mit Friederike Felbeck eine professionelle Regisseurin hat. Neben der Arbeit an städtischen Bühnen in Düsseldorf widmet sich Felbeck immer wieder dem Laien-Theater. Als sie vor zwei Jahren in die Landeshauptstadt zog, kam sie in Kontakt mit der Lebensberatung für Langzeitarbeitslose in der evangelischen Kirche. Felbeck gründete eine Theatergruppe. „Darin sind vom Malermeister bis zum Biologen alle möglichen Berufssparten vertreten“, sagt die Theaterfrau. Immer wieder ermutigte sie die Laienschauspieler aufzutreten, doch sie übten lieber im Verborgenen. Keiner habe sich mit dem Stempel „arbeitslos“ öffentlich zur Schau stellen wollen. „Früher war es schwierig, sich als Homosexueller zu outen, heute ist das eher bei Arbeitslosen der Fall“, beschreibt Felbeck die Hemmungen dieser Menschen.

Doch in den vergangenen Monaten diskutierte die Gruppe immer heftiger über die aktuelle Lage. „Wir sprachen über Hartz IV und kamen zu dem Schluss, dass es jetzt an der Zeit wäre, eine politische Aktion zu machen.“ sagt Felbeck. Heute werden sie vor dem Düsseldorfer Ständehaus einen „Sklavenmarkt“ veranstalten und ihre Arbeitskraft anbieten, die dann versteigert werden soll – ein makaberes Spiel. Es wird nach unten gesteigert und je länger das Bieten geht, desto billiger wird die Arbeitskraft. Vor dem Apollo-Theater zwischen Landtag und dem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit beginnt abends das „Coaching – Traum und Wirklichkeit“. Hier thematisiert die Truppe Umschulungen, in die Arbeitslose zwangsweise vom Arbeitsamt geschickt werden. Alle Aufführungen gehören zu Felbecks Stadtrauminszenierung „Boulevard der Träume“ zwischen Hauptbahnhof und Rhein mit Lesungen, Theateraufführungen, Lichtinstallationen. Dazu treten Musiker auf. „Es ist wie ein Umzug mit einzelnen Stationen, und wir hoffen, dass sich die Zuschauer dem Zug anschließen.“ sagt Felbeck. Ihre Aktion ist Teil von „Platz Da!“, einer Initiative des Stadtplanungsamtes in Düsseldorf, bei der Künstler und Bürger öffentliche Plätzen gestalten sollen. Eine Woche lang wird sich die Stadt unter freiem Himmel präsentieren. „Wir wollen den öffentlichen Raum beleben – in der Stadt soll es wieder mehr Kommunikation geben“, sagt Heike Schwalm vom Stadtplanungsamt. CHRISTIAN VATTER

Infos: 0211-8996919