Sonderschule für Eliten

Managerkinder sollen in Dortmund bald internationale Schulabschlüsse erreichen können. Ein Projekt, das in der Nachbarstadt Essen scheiterte

von MIRIAM BUNJES

Ein paar tausend Unternehmen müssen noch kommen, damit Udo Mager sein ehrgeiziges Ziel erreicht: 70.000 neue Arbeitsplätze sollen bis 2010 in Dortmund entstehen, verspricht der Direktor der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft dortmund project. Davon 60.000 in der Hightechbranche. „Manager und Wissenschaftler aus aller Welt“ will Udo Mager in die Ruhrstadt locken. Seine neuester Plan: Eine internationale Schule. „Über eine Unternehmensansiedlung wird auch nach weichen Kriterien entschieden“, sagt Mager. „Welche Perspektiven hat meine Familie in einer Stadt – die Antwort darauf kann über einen Standort entscheiden.“

Dortmund will den internationalen Elite-Kindern deswegen bald eine internationale Elite-Ausbildung anbieten. Bis spätestens 2006 soll es eine international school of Dortmund geben, in der SchülerInnen ab dem sechsten Lebensjahr unterrichtet werden. Gelehrt wird vom ersten Schuljahr an auf Deutsch und auf Englisch. Und am Ende ihrer Schullaufbahn haben die AbsolventInnen international anerkannte Abschlüsse in der Hand – im Idealfall das IBA, mit dem sie an Hochschulen auf der ganzen Welt studieren können, ohne sich durch Aufnahme- und Sprachtests zu quälen.

„Die Nachfrage nach so einer Schule ist jetzt schon groß“, sagt Udo Mager. Das dortmund project hat vor einigen Monaten die zur Zeit in Dortmund lebenden ausländischen Manager und Wissenschaftler über ihre Erziehungswünsche befragt. Das Ergebnis überrascht nicht: „Sie befürworten, dass ihre Kinder in Dortmund einen Bildungsabschluss erreichen können, mit dem sie überall weiterkommen“, fasst Mager zusammen. Für ihn noch wichtiger: „Genug Kinder für eine Schule mit einer Klasse pro Jahrgang haben wir schon. Die meisten Befragten gaben an, ihre Kinder sofort an einer derartigen Schule anzumelden.“

Solche Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, weiß Harald Beschorner aus leidvoller Erfahrung. Der ehemalige Geschäftsführer der „Ruhr International School“ konnte noch vor zwei Jahren mit ähnlichen Ergebnissen für die Stadt Essen aufwarten: 650 Familien ließen sich für seine internationale Schule vormerken – um dann kurz vor dem anvisierten Schulstart im Januar diesen Jahres abzuspringen. „Die Zahl der verbindlichen Anmeldungen war bei weitem nicht ausreichend“, sagt Harald Beschorner. „Gerade mal 20 Kinder wurden angemeldet – und die waren altersmäßig derart durchmischt, dass man sie nicht in einer Klasse zusammenfassen konnte.“ Das hätte sich für die private Schulinitiative sowieso nicht gerechnet: Die Ruhr International School hätte sich ausschließlich über Schulgebühren finanziert: Für jedes Schuljahr sollten die Eltern 10.000 Euro bezahlt. „Dafür hätten ihre Kinder exzellente Lehrkräfte in kleinen Klassen bekommen“, sagt Beschorner. „Zur Zeit dreht aber offenbar auch die Elite jeden Cent zweimal um.“

Davon ist auch Udo Mager überzeugt. „Bei der derzeitigen Wirtschaftskrise können wir keine hohen Schulgebühren verlangen“, sagt der dortmund-project-Direktor. „Wir tendieren deshalb in Dortmund zu einem öffentlich-rechtlichen Modell.“ Es wird also wahrscheinlich gar keine oder nur sehr niedrige Schulgebühren für die Elitekinder geben. Das Geld soll aus dem Sieben-Millionen-Budget des dortmund projects fließen. „Die Schule ist schließlich eine langfristige Investition in die Dortmunder Wirtschaft.“