90 Minuten durchgeblasen

Mit 0:2 unterliegt der VfB Stuttgart im Halbfinale des Ligapokals dem MeisterWerder Bremen, und auch VfB-Neuzugang Markus Babbel muss noch einiges zulegen

MEPPEN taz ■ Viele Autos und noch mehr Fahrräder haben am Donnerstagabend Meppen verstopft. Die verschlafene Stadt an Hase und Ems hat große Fußballzeiten erlebt. Johan Cruyff war hier mit Ajax Amsterdam, der FC Barcelona mit Diego Maradona. Der SV Meppen galt gegen Ende seiner Zweitliga-Jahre von 1987 bis 1998 als Kultverein. In der kommenden Saison will der SVM mit der Qualifikation für die eingleisige Oberliga Nord einen Neuanfang schaffen.

Davon sprach Markus Babbel nicht, als er frisch geduscht und ausgiebig mit Eau de Toilette versehen im „Aktivenbereich“ stand. „Das war ein ganz wichtiges Spiel für mich“, sagte der 31 Jahre alte Verteidiger des VfB Stuttgart nach dem 0:2 im Ligapokal-Halbfinale gegen Werder Bremen. „Natürlich weiß ich, dass ich noch vieles verbessern muss.“

In seiner „ersten richtigen Partie nach drei Monaten“ war ihm der Deutsche Meister und Pokalsieger, der nach Toren von Ivan Klasnic (30.) und Nelson Valdez (86.) nun im Finale am Montag (18 Uhr) in Mainz auf den FC Bayern München trifft, gerade recht gekommen. „Das ist ein ganz anderes Tempo. Da sieht man schon, was man noch machen muss. Aber wichtig war, dass man neunzig Minuten durchbläst“, so Babbel.

Der Europameister von 1996, der 51 Mal das Trikot der Nationalmannschaft trug, wirkte erfrischend selbstkritisch. Er sprach seine Defizite in Schnelligkeit, Ausdauer und Zweikampfstärke nach erst zwei Wochen Training schonungslos an, während Trainer Matthias Sammer die Schuld bei den anderen suchte: „Das Problem ist, dass er das Problem hatte, dass er heute in einer schlechten Mannschaft gespielt hat.“

Aus dieser schlechten Mannschaft stach Babbel jedoch noch ein bisschen hervor. Auch deshalb, weil er einen Elfmeter verursachte. Als Bremens sehr solider finnischer Neuzugang Petri Pasanen seinen starken Stürmer Ivan Klasnic mit einem schönen Pass auf die Reise schickte, stand Babbel falsch. Dann stapfte er etwas unbeholfen hinterher und wusste sich nicht anders zu helfen, als das neue Trikot der Bremer auf Reißfestigkeit zu prüfen (25.). Mit dem Strafstoß scheiterte Valerien Ismael dann allerdings an Torhüter Timo Hildebrand, nachdem der Bremer vor Ausführung zur Erheiterung der Zuschauer ausgiebig auf der Stelle getrippelt war. „Er hat gesagt, er macht das, weil er sonst keine Kraft in die Beine bekommt“, verriet ein Werder-Insider.

Markus Babbel vertraut in dieser Hinsicht ganz auf den ehemaligen Mitspieler Matthias Sammer, dem er bescheinigt, sich als Trainer „nicht großartig geändert“ zu haben: „Er wird immer dann laut, wenn es nötig ist.“ Außerdem schätze er, dass im Training viel Wert auf die Verfassung des Einzelnen gelegt werde, „vor allem im Ausdauerbereich“. Daran und an anderen Dingen muss Babbel bis zum Saisonstart gegen Hannover 96 arbeiten. Die persönlichen Ziele sind bescheiden. Das liegt auch daran, dass Babbel vor knapp drei Jahren wegen einer seltenen Nervenerkrankung dem Rollstuhl näher war als dem Rasenrechteck. „Ich will nicht Marcelo Bordon spielen oder Fernando Meira. Ich will Markus Babbel spielen.“ Der Trip ins Emsland war ein Anfang. MARCUS BARK