Verkehrskritiker werfen Bezirksregierung Täuschung vor

Eine S-Bahnstation Bonnstraße im Kölner Westen wäre unwirtschaftlich, sagt der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Von der Bezirksregierung, die den Bau vorantreibt, verlangt er endlich genauere Zahlen. Würde die Haltestelle gebaut, fehle zudem Geld für wichtigere Bahn-Ausbauarbeiten

Köln taz ■ Genauere Angaben zur Höhe des erwarteten Fahrgastaufkommens an der geplanten S-Bahn-Haltestelle Bonnstraße hat der Kölner Kreisverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD) von der Bezirksregierung eingefordert. Die Aussage, dass „deutliche Fahrgastgewinne“ zu erwarten seine, halten die alternativen Verkehrslobbyisten vom VCD für „sehr dürftig“. Detaillierte Berechnungen würden dagegen aufzeigen, „dass diese Haltestelle nie wirtschaftlich betrieben werden kann“, ist sich Roland Schüler vom VCD Köln sicher.

Geht es nach der Bezirksregierung Köln, ist die neue Haltestelle im Kölner Westen zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 fertig, so dass das Rhein-Energie-Stadion von zwei Seiten über das Schienennetz erreichbar ist. Der VCD bezweifelt jedoch, dass sich der Bau der Haltestelle an der neuen S-Bahn-Linie 12 zwischen Köln und Düren überhaupt lohnt. „Die Kosten der Unterhaltung und des Betriebs der Haltestelle stehen in keiner Relation zum Fahrgastaufkommen“, warnt Schüler in einem Brief an die Bezirksregierung.

Auch die vorliegenden Planungen würden darauf hinweisen, dass gar kein hohes Fahrgastaufkommen erwartet werde. So seien beide Treppen mit 3 Metern Breite nicht für Großereignisse ausgelegt. Damit sei die Haltestelle entweder für die WM zu klein oder habe „nicht die überragende Bedeutung für die WM, wie es in der Planrechtfertigung steht“. Frühere Berechnungen seien im Übrigen immer zu dem Ergebnis gekommen, dass sich eine Haltestelle Bonnstraße nicht rechne, so Schüler. „Der VCD würde gerne erfahren, durch welche Faktoren die Wirtschaftlichkeitsberechnung verbessert wurde.“

Der VCD kritisiert außerdem, dass die voraussichtlich 44,42 Millionen teure Haltestelle Geld verschlinge, das für andere S-Bahn-Haltestellen viel dringender gebraucht werde. Schüler nennt als Beispiel die Haltestelle Aachener Straße/S-Bahn Westring, die die U-Bahn-Linien 1 und 7 künftig mit den S-Bahnen nach Düsseldorf, Bonn, Wuppertal und in die Eifel verbinden könnte. Solche Haltestellen könnten nun erst später gebaut werden. „Benötigt werden sie aber jetzt“, so Schüler. Dirk Eckert