unterm strich
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Was ist in den letzten Monaten nicht alles an Zeitschriften gegründet worden – eine veritable Welle fegte über die Kioske hinweg, Monat für Monat wurde man von einer neuen Neugründung überrascht. Und manchmal, in schwachen Stunden, wenn man das eigene Misstrauen gegenüber dem Generationenbegriff einmal ignorierte, konnten einem diese Zeitschriftenwelle fast vorkommen wie die kompakte Äußerung einer Generation (von mittlerweile arbeitslosen New-Economy-Journalisten auf der Suche nach ihrem Traum, deswegen steht in den ganzen Heften auch nichts Vernünftiges drin, sei es Monopol oder Cicero oder wie sie alle heißen, immer steht das romantische Verlangen im Vordergrund, eine Zeitschrift machen zu wollen, die so ist wie das amerikanische Vorbild, ohne dass die Berliner Redaktionen – was heißt Redaktionen, die bestehen ja bestenfalls aus drei Leuten – sich die Akkuratesse und Diskussionskultur ihrer Vorbilder leisten könnten, aber das ist ein anderes Thema).

Doch diese Idee der Generationenablösung scheint Alexander Fest, dem Chef des Rowohl Verlags – in Kombination mit betriebswirtschaftlicher Kalkulation – zu Kopf gestiegen zu sein. Der Rowohlt Verlag wird nämlich sein Engagement beim Kursbuch einstellen. Weil, wie Fest der Berliner Zeitung sagte, das Magazin „das Unternehmen einer Generation gewesen zu sein“ scheint. „So schön die Texte sind, man muss auch Leser haben“, so Fest, und die habe das Kursbuch konstant verloren. 2.400 Abonnenten seien es zuletzt noch gewesen. Auch die Werbung sei kaum auf Resonanz gestoßen.

„Ich will den Eindruck von Herrn Fest nicht korrigieren“, reagierte der Herausgeber des Kursbuchs, Tilman Spengler, ebenfalls gegenüber der Berliner Zeitung, und machte es dann doch: „Das Wort Werbung im Zusammenhang mit den Bemühungen des Rowohlt Verlags kann ich nur ironisch verstehen.“

Laut Spengler sollen bis Mitte nächsten Jahres noch drei Hefte bei Rowohlt Berlin erscheinen, die letzten beiden würden sich thematisch dem Abschied widmen. Parallel bemühe man sich um einen neuen Verlag. Ein Heft wie das Kursbuch könne als Spielwiese für neue Autoren dienen, so Spengler.

„Wenn der Hanser Verlag sich die Zeitschrift Akzente leisten kann, dann kann sich ein anderer Verlag auch das Kursbuch leisten.“ Tatsächlich ist das Kursbuch im Laufe seiner fast dreißigjährigen Geschichte schon in einigen Verlagen erschienen. Als Hans Magnus Enzensberger es 1965 gründete, erschien es im Suhrkamp Verlag, wechselte später zu Wagenbach, dann zu Rotbuch, bis es schließlich bei Rowohlt Berlin landete.