Ohne Fleiß kein Credit

Die Bremer Uni will studienbegleitende „Credits“ einführen. Wer nicht vom ersten Semester an Punkte sammelt, muss Strafgebühren zahlen. Nach dem Ende der doppelten Regelstudienzeit soll es für Bummler richtig teuer werden

Bremen taz ■ Der Akademische Senat der Bremer Universität hat ein Modell beschlossen, nach dem ab dem Wintersemester 2004/2005 höhere Anforderungen an den Fleiß der Studierenden gestellt werden sollen: Ein Credit-System soll dafür sorgen, dass der Durchschnitts-Student nicht mehr so lange bis zum Examen braucht wie bisher. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Dezernentin für studentische Angelegenheiten, Christina Vocke, hat einen Vorschlag erarbeitet, für den sich sogar das Bun-deswissenschaftsministerium interessiert.

Und so sieht das Modell aus: In Zukunft soll jeder Student vom ersten Semester an Punkte sammeln, wie man sie schon vom European Credit Transfer System (ECTS) kennt, das bei Auslandsstudien die Anerkennung von Leistungen regelt. Für den Abschluss von studienbegleitenden Prüfungen gibt es so genannte Credits. So wird man für einen Bachelor-Abschluss etwa 180 Credits sammeln müssen.

Neu ist nun, dass schon zu Beginn des Studiums kontinuierlich Leistung per Credit kontrolliert wird. Studenten, die ein Semester lang keine Punkte erarbeitet haben, sollen schriftlich informiert, nach den Gründen für ihr Nichtstun befragt und über Hilfsangebote informiert werden. Werden im kommenden Semester immer noch keine Credits erbracht, drohen mindestens 250 Euro Strafzahlung.

Studienfachwechsel sollen bis zu zwei Semestern nach Studienbeginn sanktionsfrei möglich sein. Die kostenlose Studienzeit soll pauschal die doppelte Regelstudienzeit betragen. Wer diese Studiendauer überzieht, aber schon fast alle Credits zusammen hat, muss einen geringen Betrag zahlen. Fehlen allerdings noch viele Punkte, so wird der Studierende auch kräftig zur Kasse gebeten: Etwa zehn Euro soll ein fehlender Credit pro Zusatz-Semester kosten.

Wer schneller studiert als es die Regelstudienzeit vorsieht, bekommt Punkte für ein weiteres grundständiges Studium gutgeschrieben. Pluspunkte soll es auch für Engagement in der Studierendenschaft und für Auslandsaufenthalte geben.

Tim Cordßen, AStA-Vorsitzender und Kritiker der neuen Pläne, fürchtet eine „Einführung von Studiengebühren durch die Hintertür“. Es fehle jetzt schon an Prüfungsterminen und Personal, um schneller studieren zu können. Da nütze es auch nichts, „mit der Keule“ Druck auf die Studierenden auszuüben. Außerdem bedeute die zentrale Erfassung von Studienkonten eine immensen Verwaltungsaufwand, so Cordßen.

Gefordert wird die neue Regelung durch die Novellierung des Hochschulgesetzes. Darin ist eine Studienkonten-Regelung vorgeschrieben. Die Uni sollte dafür konkrete Pläne erarbeiten. Das Papier liegt jetzt zur Diskussion bei der Landesrektorenkonferenz. Von dort soll es nach Anhörung der Betroffenen den Weg zurück in die Bürgerschaft finden. Thorsten Busch