Berlin-Brandenburger Wirrwarr

Mit dem Abgang des Medienbeauftragten soll die Medienförderung vereinfacht werden

POTSDAM taz ■ Man sagte, er käme von Nürnberg her – und in der Tat sprach Bernd Schiphorst bei seiner gestrigen quasi-Verabschiedung als Medienbeauftragter für Berlin und Brandenburg für seine Verhältnisse wenig: Es habe Spaß gemacht, natürlich. Erfolgreich war das Ganze. Klar. Und weil sein Beratervertrag mit Bertelsmann Ende Januar ausgelaufen war, müsse er eben wieder „ein bisschen Geld verdienen“. Das tut er bei der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit.

Im obersten aller Arbeitsämter soll er für bessere Kommunikationsstrukturen sorgen. Zum Jahresende ist also Schluss mit dem absurden, aber nicht einmaligen Umstand, dass der dominierende deutsche Medienkonzern einigen Bundesländern ihre Medienberater bezahlt.

Neben dem Beratervertrag für Schiphorst hatte Bertelsmann auch mehrere Jahre das Salär für den ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma übernommen, der bis Anfang 2002 den damaligen NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD) beriet. Interessenkonflikte, so beteuern alle Beteiligten, habe es dabei natürlich nie gegeben.

Auch nicht beim „One Euro Man“ Schiphorst, der seit Februar seine Fähigkeiten als Netzwerker für die Beratungsgesellschaft WMP Eurocom AG von Ex-Bild-Chefredakteur Wolfgang Tiedje und Exwirtschaftsminister Günter Rexrodt unter Beweis stellt. Zum 31. 12. 2003 legt er nun sein Ehrenamt nieder, und Berlin und Brandenburg bündeln ihre Medienförderung endlich in einer einzigen Institution. Ab 2004 soll ein Board die Arbeit von Schiphorsts Medienbüro und dem Filmförderer Filmboard GmbH übernehmen.

Ob so wirklich der Berlin-Brandenburger Wirrwarr in Sachen mediale Zuständigkeiten benutzerfreundlicher gestaltet werden kann, wird vor allem davon abhängen, wer neben dem überregional kaum wahrnehmbaren Klaus Keil die Geschäftsführung des Medienboards übernimmt.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck sparten gestern nicht an artigem Lob für Schiphorst und ergingen sich in den glorreichen Aussichten, die trotz Konkurrenz aus Köln und München für die Medienregion Berlin-Brandenburg bestünden.

Wie die Berliner Landesregierung Standortpflege betreibt, hatte am Vorabend ein anderer anschaulich zusammengefasst: Mit Blick auf die jüngst wieder aufgeflackerten Gerüchte, der Sender könnte vom neuen Eigentümer Haim Saban nach München verlegt werden, meinte Sat.1-Geschäftsführer Jürgen Doetz: „Es heißt, wir machen Berlin zu. Und der Regierende Bürgermeister liest das und ruft nicht mal an. Wir sind nicht wegen der medienpolitischen Lage in Berlin, sondern trotz.“ STG