kurzkritik: brahms-festival in der glocke
: Hoch Sol sie leben

Man dürfte eigentlich nur über Brahms schreiben, schließlich ist das derzeit laufende Mini-Festival namens „phil intensiv“ der Bremer Philharmoniker an vier Tagen vor allem den vier Symphonien des Meisters gewidmet. Dann würde man über Tag 1 am vergangenen Sonntag die Philharmoniker unter Markus Poschner für Brahms‘ Zweite loben können.

Der an diesem Tag mit Dvoraks Cellokonzert in der Glocke gastierenden Cellistin Sol Gabetta aber ist es geschuldet, dass das Hauptaugen- und Ohrenmerk eher diesem Teil des Konzertes gelten musste. Man weiß bei all den medial überrepräsentierten Solistinnen (vor allem mit der Geige) ja nie, inwieweit es bei ihnen um Könnerschaft geht oder doch um die Befeuerung des darbenden Marktsegments „Klassische Musik“ mittels musizierender Schönheiten. Sol Gabetta, in der Schweiz lebende und aus Argentinien stammende Cellistin, legt qua Optik den Verdacht nahe, dass sie Karriere macht, weil Marketingstrategen sich das als hübsches Geschäftsmodell so überlegt haben. Dann aber setzt sie an, spielt so kraftvoll und zupackend, wie es die im positiven Sinne schwülstigen, sehnsuchtsvollen Passagen dieses großen Konzerts verlangen – und so zart und gefühlvoll, wie es das kammermusikartige Zusammenspiel etwa mit der Solo-Violine braucht. Schöner geht es kaum, gekonnter auch nicht, weshalb dem böse Verdacht des Primats der Optik im Falle Sol Gabettas hiermit aufs Deutlichste widersprochen wird. FEZ