Halbinsel für Besserverdienende

2010 soll auf dem Stadtwerder einziehen können, wer dafür bis zu 3.000 Euro pro Quadratmeter ausgeben kann

Die Abbruchanträge für die alten Wassertanks auf dem Stadtwerder sind gestellt, und auch aus Paris kommen Anfragen, wann die ersten dort entstehenden Häuser bezugsfertig sein werden. 2010 soll es soweit sein, sagt Jürgen Lüthge, Ex-Baustaatsrat, heute Geschäftsführer der Brebau, einem von fünf Investoren auf dem Stadtwerder. „Noch in diesem Jahr“ soll Spatenstich sein. Der Beirat Neustadt hat den entsprechenden „Rahmenplan“ mehrheitlich angenommen – nur die Linke war strikt dagegen.

Rund 100.000 Quadratmeter Land stehen rund um die „umgedrehte Kommode“ zur Verfügung, 40.000 dürfen bebaut werden. Wie genau, das bleibt den anstehenden Architektenwettbewerben vorbehalten. Die Rede ist von rund 350 Wohneinheiten, die zur Werderstraße hin fünfgeschossig ausfallen werden. Wer ganz oben einziehen will, muss wohl 3.000 Euro pro Quadratmeter anlegen, auch weiter unten werden es sicherlich mehr als 2.000 Euro sein.

Und während Lüthge dessen ungeachtet von zahllosen Voranfragen berichtet, glaubt die Linkspartei nicht an einen „Zustrom“ von Gutverdienern. Der Beirat will „kein Ghetto der Reichen“ entstehen sehen, sagt Ortsamtsleiter Klaus Peter Fischer. Eine Fußgängerbrücke über die kleine Weser im Rücken der Schwankhalle soll nach dem Willen des Beirates den „Kontakt zu den Normalverdienern“ in der Neustadt sichern – und den Einzelhandel am Buntentorsteinweg. Denn für Geschäfte gibt es entlang der geringfügig auszubauenden Werderstraße keine Pläne. Doch Lüthge winkt ab – eine Brücke ist in den geschätzten Investitionskosten von 60 bis 80 Millionen Euro nicht vorgesehen. Die Teerhofbrücke kostete 12 Millionen Mark, gleichwohl ist die Verbindung des dortigen Wohnquartiers in die Stadt eher schwach. Dass dem Stadtwerder ein ähnliches Schicksal beschieden sein könnte, fürchten die Investoren nicht, sie wollen nebst Senioren vor allem stadtaffine Familien mit Kindern anlocken, dazu eine Kita zwischen den in Zeile gebauten „Bremer Häusern“ und bis zu 140 Quadratmeter großen Eigentumswohnungen errichten.

Das Argument, hier werde ein „wichtiges Naherholungsgebiet“, ein „Biotop“ zerstört, lässt Lüthge nicht gelten. Er nennt die Fläche eine „Industriebrache“, selbst Fischer spricht von „Wildnis“. Und doch sei weiterer Streit um das Grün vorprogrammiert. mnz