Kein wirklicher Fortschritt

betr.: „So bessern Sie Ihren Lohn kräftig auf!“, „Lehrern reicht die Lohnerhöhung nicht“, taz vom 19. 2. 09

Was derzeit über die Gehaltserhöhung für angestellte Lehrkräfte in Berlin durch die Presse geht, ist sachlich falsch und extrem irreführend. Ehe sich also jemand zu früh für mich freut, hier die Aufklärung:

Es handelt sich nicht um eine Gehaltserhöhung für alle Angestellten, stattdessen werden innerhalb des (unsäglichen) Tarifvertrags im Grunde jegliche Erfahrungsstufen aufgelöst, indem alle sofort (ab 1. 8. 09) in die höchste Stufe 5 eingruppiert beziehungsweise hochgestuft werden. So kann es sehr vereinzelt bei Neuanfängern tatsächlich um ein Plus von 1.200 Euro brutto gehen, nachdem dies zum 1. 9. vergangenen Jahres zunächst mal erheblich gesenkt worden war. Die Zahlen in der Presse beziehen sich übrigens auf Studienräte, das Bruttogehalt von Grundschullehrkräften liegt deutlich niedriger.

Für mich und die meisten meiner Kollegen und die meisten von denen, die so intensiv gekämpft haben, sieht es anders aus. Wir sind bereits kurz vor der höchsten Stufe, diese wird lediglich um ein Jahr vorgezogen. Die „Gehaltserhöhung im hohen dreistelligen Bereich/netto“ (Senator Zöllner) beläuft sich in etwa auf ein Nettoplus von einem guten Hunderter für genau ein Jahr. Dann hätten wir das eh gekriegt. Und dabei bleibt es dann.

Es bleibt in Berlin bei den unglaublichen Differenzen zum Netto der Beamten gleichen Alters, gleicher Erfahrung „im hohen dreistelligen Bereich“, bereits bereinigt um die Unterschiede in der Krankenversicherung. Es bleibt bei der erheblichen Schlechterstellung im Versorgungsfall. Wenn nicht noch etwas kommt, bleibt es bei der katastrophalen Benachteiligung bezüglich von Funktionsstellen und bei faktischem Ausschluss vom Auslandsschulwesen. Nichts, womit sich der Senat brüsten könnte. Nichts, was uns gut gelaunt in Berlin zu halten vermag. Man weiß gar nicht, was einen mehr frappiert: dass es kein wirklicher Fortschritt ist oder die Art und Weise, mit der sie einem das unterjubeln und verkaufen.

SUSANNE SPRAFKE, Berlin