Kaserne wird zum Tansania-Park

Tansanias Ministerpräsident hat eine Einladung aus Hamburg erhalten: Er soll einen „Tansania-Park“ mit Denkmalen für die deutsche Kolonialzeit eröffnen – auf einem ehemaligen Kasernengelände. Kritiker bemängeln fehlende historische Einordnung

aus Hamburg GERNOT KNÖDLER

In Hamburg schwelt ein Streit über den Umgang mit den Denkmälern aus Deutschlands kolonialer Vergangenheit. Am 5. September soll der tansanische Premierminister Frederick T. Sumaye im Bezirk Wandsbek die „Gedenkstätte in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne‚ Tanzania Park“ eröffnen. Kritiker bemängeln das Fehlen eines geschichtsdidaktischen Konzepts zur Einordnung der Exponate.

Der Streit geht zurück auf zwei meterhohe Terrakotta-Reliefs aus der Nazizeit, die durch die Auflösung der Kaserne heimatlos wurden. Sie zeigen deutsche Soldaten mit afrikanischen Trägern und Hilfstruppen (Askari). Im Ersten Weltkrieg kämpften sie unter dem Kommando des Obersten Paul von Lettow-Vorbeck auf dem Gebiet des heutigen Tansania gegen die Briten.

Um die Reliefs dem Stadtteil Wandsbek zu erhalten, schlug der Heimatverein „Kulturkreis Jenfeld“ die Einrichtung eines Tansania-Parks vor. Der Hamburger Senat kaufte 3.000 Quadratmeter des ehemaligen Kasernengeländes, zäunte sie ein und stellte die Reliefs zu einem zehn Meter hohen Denkmal an die deutschen Kolonialtruppen und das Afrikakorps des Zweiten Weltkrieges. Um die Exponate historisch einzuordnen, wurde ein Kuratorium mit Vertretern von Behörden, Entwicklungsgruppen und Wissenschaftlern gegründet. Dem Kulturkreis schwebte überdies vor, den Expo-Pavillon Tansanias auf das Gelände zu holen. Solange es dafür kein Nutzungskonzept gibt, liegt der Pavillon allerdings weiter auf Lager.

Das Kuratorium sah sich gleich zu Beginn brüskiert, weil die Baubehörde die Reliefs ohne Rücksprache aufstellen ließ. Drei Mitglieder verließen das Gremium: Zwei blaue Erläuterungstafeln und eine Broschüre genügten nicht, die Denkmale „mit der gebotenen historisch-politischen Sensibilität zu präsentieren, zu interpretieren und zu kommentieren“, so die Vertreter des Eine-Welt-Netzwerks und des Völkerkundemuseums sowie der Afrikanist Heiko Möhle.

Für die Deutsch-Tansanische Freundschaftsgesellschaft und den Dachverein Tanzania-Network.de stehen Lettow-Vorbeck und die Askari in der Tradition der imperialen Kolonialpolitik, „die menschenverachtend und brutal durchgeführt worden ist“. Die Bezeichnung „Tanzania Park“ sei geschichtsfälschend, weil es den Staat Tansania erst seit 1964 gebe.

Von den Hamburger Parteien protestierten bisher nur die Bezirks-Grünen gegen den geplanten „Tanzania Park“.

Horst Junk vom Kulturkreis findet die Bedenken überzogen. Ihm gehe es um die Erhaltung eines Denkmals und um die Ehrung der gefallenen Afrikaner. Die deutsche Kolonialzeit sei lange vorbei. Im Übrigen hätten es die Afrikaner „unter der deutschen Herrschaft besser gehabt als unter den Engländern“.

Die Begleitbroschüre dürfte Junks Weltbild zumindest relativieren. Nach Angaben des Kuratoriumsvorsitzenden Ludwig Gerhardt enthält sie Texte über Gewalt als Alltag in den deutschen Kolonien und den blutigen Feldzug. „Die Kolonialgeschichte ist nichts, auf das man stolz sein könnte“, findet Gerhardt.