Kommentar: deportation class
: Abschiebeflugzeuge starten

UrlauberInnen mit Badelatschen sitzen neben gefesselten Menschen im Flieger. Hier die Vorfreude, dort das bange Warten auf eine gefährliche und unsichere Zukunft. Die Wut auf LTU und Co ist berechtigt – sie darf aber nicht dort verpuffen. Nicht die Ferienflieger mit abgelehnten AsylbewerberInnen an Bord sind das Problem, sondern die Asylpolitk. Sie zerstört das Recht und das Hoffen auf ein sicheres Leben in Deutschland. Die Flieger sind nur öffentlicher als die elenden Abschiebeknäste.

Das nun abermals verschärfte Asylrecht wird auch verschärft umgesetzt. Pro Asyl berichtet von Flüchtlingen, die mit blauen Flecken übersät wieder aus dem Flugzeug gezogen werden, von Frauen, die ihre Pullover ausziehen müssen, damit sie leichter gefesselt werden können. Beweisen können sie das leider nicht – bei der Abschiebung sind die BGS-Beamten unter sich.

Das knallharte „Zuwanderungsgesetz“ deportiert Flüchtlinge zurück ins Bürgerkriegsgebiet Somalia, nach Afghanistan, schiebt Frauen, die im Kongo mehrfach vergewaltigt wurden, genau dorthin zurück. Kein Wunder, dass sich diese Menschen mit Händen und Füßen wehren, dass drei BGSler einen Flüchtling gewaltsam am Platz halten.

Ageeb, das war der Sudanese, der vor drei Jahren von Bundesgrenzschützern bei der Abschiebung offenbar so lange gedrückt, gestaucht und gequetscht wurde, bis er nach dem Start in Frankfurt nur noch schlaff in der letzten Sitzreihe eines Airbus hing. Tod durch Ersticken. Ageeb kann morgen neben uns sitzen.ANNIKA JOERES