Exot in der Provinz

Ausgerechnet mit Mario Basler als Teammanager willder Absteiger Jahn Regensburg zurück in die zweite Liga

REGENSBURG taz ■ In den Schrebergärten gleich nebenan ist reger Betrieb, es werden Hecken geschnitten, Salat wird geerntet und das Gartenhäuschen repariert. Auf dem Brauereigelände, das auch benachbart zum Stadion ist, werden Kästen gestapelt. Und aus den Fenstern der Wohnhäuser, die dicht ans Stadion gebaut sind, dringt der Duft des Mittagessens. Beschaulich mag man das nennen, vielleicht auch ein wenig provinziell und altertümlich, weil das Jahn-Stadion in Regensburg keine Arena ist, weil es unüberdachte Stehplätze gibt, Holzbänke statt Plastikschalen zum Sitzen, weil zwischen den Trainerbänken liebevoll mit Geranien bepflanzte Blumenkübel statt irgendwelcher Werbemotive stehen.

Jahn Regensburg wäre ein Verein, der jetzt, wo er in die Regionalliga abgestiegen ist, eigentlich nur in der Region interessieren würde. Doch der Trainer, oder besser: Teammanager der Oberpfälzer heißt Mario Basler. Und dass der Ex-Nationalspieler, dessen Talent nie bestritten, sein Umgang damit aber als schlampig bezeichnet wurde, tatsächlich einmal die Trainerbank drücken würde – und dies auch noch in der Provinz –, das galt als Überraschung und erstaunt viele immer noch.

In Kleinbussen verteilt kommen die Spieler vom Trainingsgelände zurück. Mario Basler scherzt ein wenig mit seinen Spielern, seine Klamotten – kurze Hosen, T-Shirt, Turnschuhe – und der Schweiß auf der Stirn zeugen davon, dass er selbst ein wenig mittrainiert hat. Er wolle nur noch schnell zu Mittag essen, sagt er. Das tut er zusammen mit einigen seiner Spieler in der Stadionwirtschaft, wo es so dunkel ist, dass man sogar tagsüber Licht machen muss.

Später sagt er, dass er gar nicht so viel Zeit habe, am Nachmittag würde es noch eine Präsidiumssitzung geben. Ja, er sei „bei solchen Sachen“ dabei, erklärt er. Basler ist in Regensburg wichtig, das weiß er. Er ist ein Exot, einer, der dem biederen Verein Glanz und Popularität bringen soll. Weil er noch keine Trainerlizenz hat, wird er als Teammanager bezeichnet. Einen offiziellen Trainer gibt es auch noch, Dariusz Pasieka heißt der. Wie die Aufgabenteilung aussieht? „Ich entscheide.“ Basler hat sein Selbstbewusstsein nicht verloren. Nicht durch die Dauerquerelen beim FC Bayern, nicht durch den unrühmlichen Abgang beim 1. FC Kaiserslautern, nicht durch sein Gastspiel in der Wüste in Katar, wo die finanzielle die sportliche Dimension bei weitem übertraf.

Trainer habe er immer schon werden wollen, sagt er. Ausgerechnet Basler, mit dessen deutlichen Meinungsäußerungen und mit dessen Lebensstil viele Trainer ihre Mühe hatten. Basler sieht sich so, wie er auch von den meisten Fans immer gesehen wurde: als Typ, der seine Meinung offen sagt, der nicht wie ein Asket lebt. „Ich wünsche mir als Spieler den ein oder anderen Mario Basler“, hatte er bei seinem Amtsantritt in Regensburg formuliert, als dem SSV Jahn nach dem Abstieg aus der 2. Liga gerade mal fünf Spieler zur Verfügung standen und eine ganze Mannschaft neu gebildet werden musste. Nun sagt er: „Aber so einen wird es nie wieder geben.“

Eine Mannschaft hat sich mittlerweile gefunden, aus allen Teilen der Republik transferiert und aus dem eigenen Nachwuchsteam befördert. Welche Rolle sie in der Regionalliga Süd spielen wird, will Basler nicht sagen: „Ich nenne keine Ziele.“ Und weiter: „Wir sind nicht Favorit.“ Doch die Verantwortlichen, das ist klar, wollen, dass Basler den Verein zurück in den Profifußball führt.

Zunächst einmal wird aber die erste Runde im DFB-Pokal für Aufsehen sorgen, Baslers Ex-Verein, der Meister und DFB-Pokalsieger Werder Bremen, kommt nämlich nach Regensburg. „Das ist ein ganz normales Spiel“, erklärt Basler lässig. Nein, Kontakt nach Bremen habe es bislang noch nicht gegeben. „Das ist doch alles schon zehn Jahre her.“ Aber dann grinst er doch ein wenig: „Wobei es schon nicht schlecht wäre, in der ersten Runde eine Überraschung zu schaffen.“ Dann wäre er der Größte in Regensburg. Basler spricht davon, dass er sich in Regensburg wohl fühlt, weil das Umfeld „familiär“ sei und man ihm volle Rückendeckung gibt. Mario Basler betont, wie gut es ihm in Regensburg geht und dass ihm der provinzielle Charme der Donau-Stadt gefällt. „Kaiserslautern ist doch auch nicht größer.“

KATHRIN ZEILMANN