Hoon weiß von nichts

Britischer Verteidigungsminister will vor dem Kelly-Ausschuss nichts von einem „Deal“ gewusst und seinen Bediensteten gar nicht gekannt haben

LONDON taz ■ Er habe nie „einen Deal“ mit David Kelly vorgeschlagen. Das sagte der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon gestern vor dem Ausschuss, der Kellys Tod untersucht. Der Waffenexperte im Dienst des Verteidigungsministeriums nahm sich Mitte Juli offenbar das Leben, weil die Regierung ihn als Quelle für einen BBC-Bericht bloßgestellt hatte. Darin behauptete der Reporter Andrew Gilligan, der Kommunikationschef von Premier Tony Blair, Alastair Campbell, habe vorigen September in einem Dossier die vom Irak ausgehende Gefahr übertrieben, um den Krieg zu rechtfertigen. Gilligan hatte vor dem Ausschuss ausgesagt, er habe das Verteidigungsministerium zuvor um eine Stellungnahme gebeten. Das sei nicht wahr, erklärte Hoon.

Campbell hatte dem Ausschuss vorige Woche sein Notizbuch vorgelegt, worin er notiert hatte, dass Hoon „einen Deal“ vorgeschlagen habe: Kelly sollte Straffreiheit für seine nicht autorisierten Kontakte zur Presse zugesichert werden, wenn er im Gegenzug vor dem Parlament detailliert über diese Kontakte aussagte. Hoon räumte gestern ein, dass Campbell das zusammenfassend als „Deal“ notiert haben könnte, obwohl er das Wort im Gespräch nie benutzt habe. Über das Datum dieses Gesprächs sind Campbell und Hoon ebenfalls uneins.

Hoon bestritt, darauf gedrängt zu haben, Kelly als BBC-Quelle zu outen. Er will im Gegenteil Campbells Vorschlag abgelehnt haben, Kellys Namen an die Presse durchsickern zu lassen, um Druck auf die BBC auszuüben. „Ich sagte ihm, es sei möglich, dass die BBC es einfach leugnen würde“, sagte Hoon. „Es war sehr wichtig, gegenüber Kelly fair zu sein und ihn nicht als Quelle bloßzustellen, ohne sicher zu sein, dass er es auch war.“ Die Erklärung seines Ministeriums sollte keine Informationen enthalten, die es Journalisten ermöglichen würden, Kelly zu identifizieren. Tatsächlich mussten die Reporter nach der Lektüre nur noch eins und eins zusammenzählen, um Kelly zu erraten.

Hoon machte auch bei anderen Punkten keine gute Figur. So musste er zugeben, dass er Kelly im April in der Kantine getroffen, ohne allerdings um dessen Identität zu wissen. Kelly hatte einer BBC-Journalistin erzählt, er habe mit Hoon zu Mittag gegessen, was der Minister abstritt: Er habe Kelly erst nach dem Essen getroffen. „Ich wusste nicht, wer er war“, sagte Hoon. „Wir redeten über den Irak. Wir diskutierten die Regierungspolitik und er sagte, dass er sie voll unterstütze.“

RALF SOTSCHECK