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: Als Kriegsherr in den Wahlkampf

Der Präsident ist in Bedrängnis. Die US-Medien sind nicht mehr so handzahm, wie es George W. Bush in den vergangenen zwei Jahren gewohnt war. Die demokratischen Konkurrenten greifen den Amtsinhaber auch auf dem Feld der Außenpolitik an. Und selbst die neokonservativen Freunde des Präsidenten macht die Lage im Irak langsam nervös. Dennoch ist Bush längst nicht am Ende. Er könnte von den Rückschlägen in dem besetzten Land sogar profitieren.

Kommentar von ERIC CHAUVISTRÉ

Denn der Präsident hat wieder zu der Rhetorik gefunden, die ihn nach dem 11. September nahezu unverwundbar machte. Das US-Militär, so Bush, stehe im Irak Terroristen gegenüber, die ansonsten die USA angreifen würden. Die Botschaft ist klar: Jetzt soll jeder Angriff auf US-Truppen in Bagdad oder Tikrit in einer Reihe mit den Anschlägen von New York und Washington stehen. Die US-Soldaten sollen nun genauso Helden und Opfer sein wie einst die Feuerwehrleute vom World Trade Center.

Selbstverständlich kann die Stimmung jederzeit kippen. Werden ständig weitere tote Amerikaner in die Heimat zurückgebracht, wird es in den USA Widerstand gegen den Einsatz im Irak geben – und damit auch gegen den Oberfehlshaber Bush. Aber zum einen kann das lange dauern; während des Vietnamkrieges vergingen Jahre bis zum offenen Protest. Zum anderen wird der häufig unterschätzte Bush mit seinem politischen Geschick wohl vergessen machen, dass es die von ihm befohlene Invasion war, die den Irak erst zu einem Anziehungspunkt für Terroristen gemacht hat. Schließlich war es ihm schon vor der Invasion gelungen, einer Mehrheit der US-Bürger zu vermitteln, dass Saddam Hussein an den Anschlägen von New York und Washington beteiligt gewesen sei.

Daran können Bushs Wahlkampfstrategen anknüpfen. Sie werden schon den Jahrestag des 11. September nutzen, um den Präsidenten als heldenhaften Kämpfer zu präsentieren, der auch dann nicht von den Terroristen lässt, wenn diese sich im Irak verstecken. Die Bilder von den Opfern unter den Besatzungstruppen können dem Präsidenten dann sogar nutzen: als Beleg für die Notwendigkeit, den Antiterrorkampf fortzusetzen. Und als Mahnung an die Wähler, sich nicht von dem erfahrenen Kriegspräsidenten abzuwenden. Die jetzt eingeschlagene Strategie zu seiner eigenen Rettung ist für den Präsidenten nicht ohne Risiko. Aber Bush hat gute Chancen, dass sie ihm weitere vier Jahre im Weißen Haus sichert.

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