Kaufen, kaufen, kaufen

Heute eröffnet die nach eigenen Angaben größte Verbrauchermesse im Norden „Du und Deine Welt“

Hamburg taz ■ Das waren Zeiten – die 50er, als Konsum in den Alltagswortschatz einzog. Damals schossen sie wie Pilze aus dem Boden: Leistungsschauen für Haushalt, Garten und Familie, Verbrauchermessen genannt. Nun gibt es davon bundesweit 100 und mit „Du und Deine Welt“ öffnet heute eine Pionierin kollektiven Pröbchensammelns die Pforten. 900 Aussteller zeigen vom Chi-Massage-Gerät über faltbare Wintergärten bis zum Pfirsichbier alles, was man so zu brauchen nie erahnt hätte. Eigentlich wie 1955, dem ersten Mal. Und doch, beteuert Messechef Dietmar Aulich, „hat sich das Image grundlegend gewandelt“. Vom Warenkorb für die fleißige Hausfrau samt Gatte zum halben Eintrittspreis zum Trip für die ganze Familie nämlich.

Eine Frage der Konkurrenz. Denn anders als in der jungen Republik ist jetzt jedes Kaufhaus ein Messegelände. So entstand 1952 in Nürnberg die “Consumenta“ und 1954 in Hannover die „Infa“, Deutschlands größte Konsummesse fürs Publikum. Und das strömt in Massen, noch immer. Denn obwohl Infa, DuDW oder auch die „Hafa“ in Bremen irgendwie Relikte der shoppinggeilen 80er sind, pilgern Jahr für Jahr Hunderttausende in norddeutsche Hallen. 240.000 sind auf der 50. Infa (1400 Aussteller aus 20 Ländern) vom 12. bis 20. Oktober zu erwarten. Auch DuDW will die zwei als Startziffer und selbst die mit 34 Jahren junge Hafa (600 Aussteller, 13 Länder) kalkuliert ab 13. September sechsstellig.

Das geht nicht mit Küchenhilfen und Probiermeilen. Hamburg lockt mit einer gigantischen Piratenshow, Hannover mit Deutschlands größter Weihnachtswelt, Bremen mit einer rauschenden Gala am Vorabend. Und überall gibt es das goldene Lifestyledreieck aus Funsport, Wellness, Interaktion. Denn Event, so Aulich, „spielt doch längst die größte Rolle“. Oder in Sloganform: Erleben, shoppen, informieren statt kaufen, kaufen, kaufen. JAN FREITAG