Rückschlag für Parkinson-Forscher

Bei der Behandlung von Parkinson-Patienten mit fetalen Hirnzellen treten beträchtliche Nebenwirkung auf

Die Behandlung von Parkinson-Patienten mit Hirnzellen, die aus abgetriebenen Embryonen gewonnen wurden, ist noch mit zu vielen Nebenwirkungen verbunden. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten US-Studie, deren Ergebnisse vergangene Woche veröffentlicht wurden. Es sei noch viel zu früh, um diese – in der Öffentlichkeit umstrittene – Methode routinemäßig anzuwenden, warnen US-Forscher.

In der von der US-Gesundheitsbehörde, den National Instituts of Health (NIH), finanzierten und an der Mount Sinai School of Medicine in New York durchgeführten Studie wurden 23 Parkinson-Patienten mit fetalen Hirnzellen behandelt. Nach der Zelltransplantation wurden diese mit einer unbehandelten Kontrollgruppe verglichen.

Das Ergebnis: Es konnten keine signifikanten Verbesserungen der Krankheitssymptome festgestellt werden. Zudem traten bei einem Teil der Versuchspersonen erhebliche Nebenwirkungen auf, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner aktuellen Ausgabe. Berichtet wird, dass über die Hälfte der Versuchspersonen an schmerzhaften motorischen Störungen litt.

Ähnliche Ergebnisse wurden bereits in einer anderen US-Studie zwei Jahre zuvor erzielt. Möglich wurden beide Studien erst, nachdem US-Präsident Bill Clinton während seiner Amtszeit ein Finanzierungsverbot für Forschungsprojekte mit Embryonen aufhob.

Die transplantierten Zellen stammten aus einer bestimmten Region des Gehirns der kurz zuvor abgetriebenen Embryonen und sollten bei den Parkinson-Patienten die gestörte Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin wieder in Gang setzen. Bei der Krankheit Morbus Parkinson, die vor allem bei älteren Menschen auftritt und bisher noch nicht heilbar ist, wird im Gehirn allmählich immer weniger des Botenstoffes Dopamin produziert. Kennzeichnend für das Krankheitsbild ist der zunehmende Kontrollverlust über die Bewegungsabläufe.

Zwar konnten in der Vergangenheit schon eindrucksvolle Erfolge mit der Methode erzielt werden. Vor allem schwedische Forscher von der Universität in Lund priesen auf Kongressen wiederholt die guten Ergebnisse dieser Behandlungsmethode an. Doch meist war die Linderung der Krankheit nur von kurzer Dauer.

Umstritten ist das Verfahren hauptsächlich wegen der Nutzung von Embryonen. So muss zur Gewinnung der fetalen Hirnzellen die Abtreibung zeitlich exakt mit der geplanten Zelltransplantation koordiniert werden. Auch sind nur bestimmte Abtreibungsverfahren möglich.

Die Forscher befürchten jetzt, dass aufgrund des negativen Studienergebnisses künftig weniger Forschungsmittel für die Übertragung von fetalen Hirnzellen zur Verfügung gestellt werden. WOLFGANG LÖHR