Der weite Weg zum sauberen Fluss

Nationale und internationale Konferenzen suchen nach Möglichkeiten, die Elbe in einen ökologisch guten Zustand zu versetzen. Das fordert die EU bis 2015 von den Anrainern – und das sind vor allem zehn deutsche Bundesländer

Ende dieses Jahres soll klar sein, wie die Elbe nicht nur sauber, sondern auch rein werden kann. Bis dahin muss der EU-Kommission in Brüssel ein Masterplan vorliegen, wie die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden sollen. Bis dahin aber sei es noch ein weiter Weg, sagte der Leiter des Koordinierungsrates der Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG), Hans-Dietrich Grett, am Dienstag auf einer Konferenz in Hamburg vor gut 200 Teilnehmern aus Behörden, Wissenschaft und Umweltverbänden.

Zwar seien die Fortschritte zum Schutz der Elbe unverkennbar. Das zu erreichen, was die Europäische Union als „guten Zustand“ definiert, erfordere allerdings weitere erhebliche Anstrengungen. Nach Gretts Angaben sind kaum zehn Prozent der Gewässer im Einzugsgebiet der Elbe in einem guten ökologischen Zustand. „Es gibt kaum ein Gewässer, das nicht belastet ist“, sagte Grett, der im schleswig-holsteinischen Umweltministerium für den Schutz der Binnengewässer zuständig ist. Da sei noch „eine riesige Aufgabe“ zu bewältigen.

Die FGG ist eine Arbeitsgemeinschaft aller zehn deutschen Bundesländer, die im Einzugsgebiet der Elbe liegen. Zum zweitgrößten Flusssystem in Deutschland zählen Nebenflüsse aus den fünf neuen Bundesländern und Berlin, den drei norddeutschen Länder Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen sowie – Bayern. Die FGG tagt in Kooperation mit Polen und Tschechien, wo in der Stadt Ústi nad Labem (Ústi an der Elbe) Ende April eine Konferenz der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe stattfinden wird.

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie trat Ende 2000 in Kraft, erste Ziele sollen bis 2015 erreicht werden. In mehreren Folgekonferenzen nach dem Hamburger Auftakt sollen die Details des Masterplans erarbeitet werden. Für viele Bereiche werde aber eine längere Frist bis 2027 gebraucht, sagte Grett. Das gelte zum Beispiel für Grundwasser oder Seen, weil dort Verbesserungsmaßnahmen nur sehr langsam wirken. Am besten sieht es bei der chemischen Belastung aus, die seit der Schließung industrieller Dreckschleudern im Osten nach 1990 reduziert werden konnte. Bis 2015 könne fast überall ein guter Zustand erreicht werden.

Der FGG-Vorsitzende Dietmar Wienholdt benannte als eines der größten Probleme das Stauwehr in Geesthacht. Wenn es nicht gelinge, dort einen funktionierenden Aufstieg für Fische einzurichten, hätten alle Bemühungen um den Fischbestand der Elbe wenig Sinn.

Doch es gibt auch gute Nachrichten von der Elbe. Mithilfe einer Spende von 200.000 Euro vom Eis-und Honigproduzenten Langnese im schleswig-holsteinischen Bargteheide kann die Umweltorganisation WWF wertvolle Uferflächen bei Dessau (Sachsen-Anhalt) erwerben. Dort erstreckt sich auf 36 Kilometer Länge einer der letzten zusammenhängenden Elbauenwälder. Als natürliche Überflutungsflächen bieten die Auenwälder nicht nur Schutz bei Hochwasser, sondern auch Lebensraum für auentypische Tier- und Pflanzenarten. SVEN-MICHAEL VEIT