Ängstliche Rübenbauern

Weil die EU ihren Zuckermarkt öffnen möchte, bangt die rheinische Zuckerindustrie um ihre Existenz

BONN taz ■ Rund 4.500 Arbeitsplätze in nordrhein-westfälischen Zuckerfabriken und im Zuckerrübenanbau sind nach Angaben des Rheinischen Landwirtschaftsverband in Gefahr, sollte die Europäische Kommission ihre Pläne zur Liberalisierung der Zuckermarktordnung umsetzen. „Vor allem in der Köln-Aachener Bucht bricht den Bauern ein wichtiges Standbein weg“, sagte Verbandssprecher Stefan Sallen.

Die Reformpläne der EU sehen vor, die Preise für Rübenzucker ab dem 1. Juli 2005 um 37 Prozent zu senken, um Entwicklungsländern den Zutritt in den europäischen Zuckermarkt zu ermöglichen. Zudem sollen die deutschen Produzenten ihre Anbaumenge halbieren. „Unseren Bauern ist klar, das etwas passieren muss, aber diese Vorschläge gehen zu weit“, sagt Sallen. Eine Senkung der Anbaumengen sei zwar durchaus sinnvoll, die geplante Preissenkung würde jedoch dazu führen, dass die meisten Rübenbauern auf andere Produkte umsteigen müssten.

Sallen erwartet nicht, dass eine Senkung der Preise den Entwicklungsländern tatsächlich nutzen werde. „Nur Brasilien kann wirklich zu Weltmarktpreisen produzieren, in den ärmeren Ländern fehlt die Infrastruktur, um auf derart niedrigem Preisniveau noch Gewinne einzufahren“, sagt er. Sallen hofft, dass sich die Bundesregierung mit „klassischer Lobbyarbeit“ bei der EU für die Bauern stark machen werde. „Die Zuckermarktordnung belastet den EU-Haushalt im Vergleich zu den Subventionen für Milch oder Getreide kaum“, sagt er. KLAUS JANSEN