BdSt setzt auf Sommerloch

Weil der Steuerzahlerbund nicht baden gehen wollte, präsentierte er gestern eine Studie über die hohen Kosten der 162 Freibäder in Niedersachsen

HANNOVER taz ■ Kaum klettert das Thermometer über 30 Grad, setzen die Spaßverderber vom niedersächsischen Bund der Steuerzahler (BdSt) auf den Aufschrei der Hitzegeplagten. Während Hiergebliebenen endlich der Schweiß in die Tastaturen perlt, präsentierte der BdSt gestern seine „Studie“: „Wenn Städte und Gemeinden baden gehen…“ – mit Fakten, die zum Advent niemanden interessiert hätten.

Schließlich ist nur wenig überraschend, dass die Freibäder in Niedersachsen ihre Kosten durchschnittlich nur zu 32 Prozent aus eigenen Einnahmen decken können. Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage sollten Vereine stärker einbezogen und Sponsoren geworben werden, riet der BdSt. „Als letztes Mittel“ müssten „Bäder geschlossen werden“.

Über einen Zeitraum von drei Jahren untersuchte der BdSt die Kostenstruktur von 162 Freibädern. Danach wird statistisch jeder Badegast mit 3,52 Euro vom Steuerzahler subventioniert. Auch im heißen Sommer 2003 hätten die Bäder im Mittel nur eine Kostendeckung von 36,2 Prozent erreicht. Den höchsten Kostendeckungsgrad erzielt mit 76,3 Prozent das Freibad in Bad Rothenfelde (Kreis Osnabrück). Jeder Badbesuch wurde dort mit ganzen 80 Cent bezuschusst. Verhältnismäßig gut schnitt auch das von einem Förderverein betriebene Bad in Obernkirchen (Kreis Schaumburg) ab: Die Kostendeckung betrug 67,1 Prozent, der Zuschuss pro BesucherIn einen Euro.

Am unteren Ende der Skala liegen die Freibäder der Gemeinde Ihlow (Kreis Aurich) und das Bad in Simonswolde, das seine Kosten nur zu 3,7 Prozent aus eigenen Einnahmen decken konnte. Die Gemeinde subventionierte jeden Freibad-Besuch mit 30,58 Euro. Lieber Steuerzahlerbund: Wir warten auf den nächsten Sommer, wenn Ihr pünktlich zum Hochschnellen der Arbeitslosenzahlen fordert, „als letztes Mittel“ müsse auch darüber nachgedacht werden, die Zahlungen endlich einzustellen. ksc