Wo die wilden Tiere wohnen

Naturkundliche Streifzüge für Kinder in Hamburg: Ausflugstipps, die auch für Erwachsene vergnüglich sind

Die wilden Tiere wohnen nicht im Fernsehen, und um sie zu sehen, muss man nicht zur Safari nach Afrika aufbrechen. Heben Sie doch einfach mal den nächsten Stein auf! Möglicherweise krabbelt Ihnen ja ein Steinkriecher entgegen, oder ein Haufen Kellerasseln wuselt in Panik durcheinander. So lautet der banalste Vorschlag der Biologen, die seit 1992 für den Botanischen Verein naturkundliche Streifzüge mit Kindern unternehmen. Ihre Erfahrungen haben Gisela Bertram und Hilke Schröder als Herausgeberinnen in einem Buch mit 21 Streifzügen zusammengefasst.

Die führen nicht nur durch berühmte Naturschutzgebiete wie Boberger Niederung oder Wohldorfer Wald, sondern auch in den Stadtpark, zur Elbe oder schlicht um die Ecke. Selbst der Bahrenfelder See bei der Autobahnauffahrt Bahrenfeld rechtfertigt die Kapitelüberschrift „Alien meets Pokémon“, denn in der Kuhle, die durch den Kiesaushub für die Autobahn entstand, haben sich alle möglichen Tiere, vom Rückenschwimmer bis zur Wasserschildkröte angesiedelt.

Hilke Schröder schlägt vor, einen Kescher zu bauen, um herauszufinden, welche Tiere sich im Wasser tummeln. In eine Schale gekippt lassen sich Käfer beobachten, Mückenlarven und mit viel Glück ein Wasserskorpion, der eine Kaulquappe fängt. Wer den Teich mehrfach besucht, kann beobachten, wie aus Froschlaich Kaulquappen und schließlich Frösche werden.

Das 170 Seiten starke, robuste Taschenbuch ist mit vielen Zeichnungen und schönen, zum Teil exzellenten und sehr instruktiven Fotos versehen, etwa von der Kellerassel, die ihre Jungen mit sich herumträgt. Kleinteilig gegliederte, liebevoll illustrierte Kapitel bieten neben einer Beschreibung des jeweiligen Gebietes Info-Kästen zu einzelnen Tier- und Pflanzenarten mit Vorschlägen für Aktivitäten, Hintergrundinformationen und Anfahrtshinweise.

Schön wäre es, wenn eine Neuauflage des Buches noch mehr Abbildungen von den Tieren und Pflanzen enthielte, die man auf den Streifzügen finden kann. Der Rezensent muss bekennen, dass er zum Beispiel nicht weiß, wie ein Steinkriecher aussieht. knö