urdrüs wahre kolumne
: Steueroasen

Bremen soll die Macht im Norden werden – der ewige Traum der ortsansässigen Messemacher, Börsenzocker, Singspielveranstalter und anderen Space-Männchen. Und während sich die relevanten Züchter und Trainer ebenso wie die Pferdewetter immer stärker vom hiesigen Zossenmarkt verabschieden, fiebert das viel zu verbreitete Geschäftsführer-Unwesen schon wieder Visionen von einer Spitzenstellung der Rennbahn Vahr zusammen und natürlich braucht’s dazu nicht nur Ausbau, Ausbau, Ausbau, sondern auch noch „Golf für alle“. Warum zwingt diese ewigen Freibier-Abonnenten eigentlich niemand, endlich mal ihr eigenes Klimpergeld zum Totalisator zu tragen, statt immer wieder die Witwen- und Waisenkassen der Stadt zu plündern?

Das Kondom-Unternehmen Blausiegel startete jetzt eine Rückruf-Aktion für sein Modell „No limits Rot aroma“. Was wird da eigentlich zurückgerufen? Frei nach Achternbusch meinen wir dazu nur: „Wenn wir jetzt Bier trinken, bekommt die Welt wieder eine Realität“.

Noch bis einschließlich 1. September erbittet Jens „Fit“ Eckhoff Vorschläge für den Text der von ihm so sehnlich gewünschten Autobahnbegrüßungsschilder. Aus gegebenem Anlass empfehlen wir die schlichte Zeile „DaimlerChrysler-Stadt – Todesdrängler unterwegs!“

Während der ewige Bernd E. Neumann als CDU-Chef verlangt, dass Bürgermeister Scherf den ominösen Kanzlerbrief zur Chefsache machen soll (was immer diese Permanenzphrase besagen soll), stellt Ex-Senator Hartmut Perschau fest: „Das Schreiben ist kein Eichelbrief.“ Eichelbrief. Ein schönes Altherrenwort. Da war doch mal was ...?

Was hätte Gräfin Emma die Mildtätige, Mutter der Krüppel und Freundin der Armen, wohl dazu gesagt, dass die nach ihr benannte Stiftung Spenden für den Bürgerpark nicht mit Appellen an hanseatischen Gemeinsinn erheischt, sondern neuerdings unter dem Slogan „Ihre Steuer-Oase im Bürgerpark“? Der Banker aber lacht sich eins ins Fäustchen und der Steuerberater empfiehlt weiterhin den Weg nach Andorra, Liechtenstein und Guernsey.

Als wir glücklichen Phantasten vor nunmehr einem Vierteljahrhundert in Berliner Spelunken kiffend und trinkend oder auch nur euphorisch berauscht über die Möglichkeiten einer linken Tageszeitung spekulierten, hätten wir jeden je nach Tagesform ausgelacht oder verprügelt, der uns prophezeit hätte, dass anno 2003 im realisierten Objekt dieser Vision kommentarlos eine dpa-Meldung mit diesem Wortlaut erscheinen würde: „Die maoistischen Rebellen der Kommunistischen Partei Nepals versuchen, ein kommunistisches Regime in dem Himalayastaat zu erzwingen.“ In nostalgischem Trotz halten wir solcher Entgleisung entgegen „Sieg im Volkskrieg“ und hoffen auf aktive Unterstützung des Yetis.

Alle, die Ihr wegen Kindersegen, langer Haare oder Vorstrafe wegen Beförderungserschleichung keinen Job in der Arbeitslosenlotterie der Space Park-Projektoren bekommen habt: Tröstet Euch – das hält nicht lage vor! weiß jedenfalls jetzt schon

Ulrich
„Unkenrufer“ Reineking