Pillen ins Büro

Bremer Apotheker reagieren auf die Gesundheitsreform: Sieben von ihnen bilden das „Aponetz Bremen“

Bremen taz ■ Dass Apotheken ihren Stammkunden Arzneimittel nach Hause liefern, ist nicht neu. „Das Neue ist“, erklärt Christian Suwelack vom Aponetz, „dass künftig auch das Fachpersonal zum Kunden fährt“. Auf Wunsch des Patienten soll der approbierte Apotheker oder der Pharmazeutisch Technische Assistent (PTA) die Pillen ins Haus bringen – und die Beratung gleich mit.

Die Kassen stehen dem neuen Bündnis positiv gegenüber: „Solche Konzepte wünschen wir uns schon lange“, so Holm Ay von der Handelskrankenkasse in Bremen. Auch sein Kollege Olaf Woggan, AOK, begrüßt die Idee: „Das ist der Weg, der den Argumenten gegen einen Versandhandel von Medikamenten den Boden entzieht.“ Schon jetzt ist es möglich, Arzneimittel bei ausländischen Firmen via Internet zu bestellen. Arzneien innerhalb Deutschlands zu versenden, ist bisher verboten. Der Gesetzesentwurf zur Gesundheitsreform sieht allerdings eine Aufhebung des Verbots vor.

Bisher sprachen die fehlende Beratung der Patienten oder die Dauer der Lieferung gegen Versandapotheken. „Sobald das Gesetz zur Gesundheitsreform verabschiedet ist, legen wir aber los“, sagt Suwelak. Und dann geht es nicht nur nach Hause zu den Patienten: „Wer an der Arbeit von Kopfschmerzen geplagt wird, dem bringen wir ein Schmerzmittel ins Büro“ – ohne Aufpreis. Der kostenlose Service sei für Aponetz eine „Grenzkalkulation“, betont Suwelak. Durch das gemeinsame Einkaufen von Waren rechnet die Gruppe allerdings mit Einsparungen.

Lars Ruwisch von der Apothekerkammer in Bremen steht dem neuen Modell noch abwartend gegenüber, räumt aber ein, „dass aufgrund der Liberalisierung des Marktes neue Konzepte nötig sind, um das Überleben der Apotheken zu garantieren.“

In Niedersachsen besteht seit April dieses Jahres ein ähnliches Modell. Alle Apotheken dort können sich dem neu gegründeten Hausapothekenverband anschließen. Auch im niedersächsischen Modell besucht das Fachpersonal den Kunden zuhause. Allerdings funktioniert der Hausservice in Umzu nur für Versicherte einer Krankenkasse. Pech hat außerdem der niedersächsische Büroangestellte, den ein Schnupfen überrascht: Er muss den Weg zur Apotheke noch selber gehen.

Stephanie Silber