Der Apfelmann ist tot

Der Schnapsbrenner Friedrich Berentzen erfand den Apfelkorn. Nun starb der 80-Jährige nach einer Herz-OP

Friedrich Berentzen ist tot. Der Seniorchef der Berentzen-Gruppe starb am vergangenen Freitag im Alter von 80 Jahren nach einer Herzoperation in einer Klinik in Bad Rothenfelde.

Zusammen mit seinem Bruder Hans baute er die Familienschnapsbrennerei im emsländischen Haselünne zu einem der größten deutschen Spirituosenhersteller aus. Ihr wichtigster Coup gelang den Brüdern 1976. Sie mischten Weizenkorn mit Apfelsaft und erfanden das erste alkoholische Getränk mit Fruchtgeschmack überhaupt.

Ohne Apfelkorn keine Biermischgetränke, ohne Apfelkorn keine Alcopops – und kaum eine Teenieparty ohne Apfelkorn: Generationen von Heranwachsenden tranken sich mit dem süßen Fusel ihren ersten Vollrausch an. Denn Berentzens berühmteste Spirituose hat zwar ordentliche 20 Prozent Alkoholgehalt, schmeckt aber wesentlich harmloser. Das ideale Einstiegsgetränk verschaffte Berentzen immense Erfolge.

1994 wagten die Schnapsbrüder den Börsengang. Nach einem kurzen Höhenflug verlor die Aktie 90 Prozent – der Spirituosenmarkt war rückläufig, Apfelkorn plötzlich out. Hans starb 2005, der CDU-Lokalpolitiker Friedrich wechselte in den Aufsichtsrat, das Unternehmen wurde 2008 verkauft. Womit die These von CDU-Youngster Philipp Mißfelder widerlegt wäre, nach der Hartz-IV-Erhöhungen der Tabak- und Spirituosenindustrie zugute kämen. BENJAMIN WEBER