Peters gibt Fehler der IG Metall zu

Vor seiner Wahl zum Vorsitzenden wettert er aber auch gegen die Regierungspolitik

FRANKFURT/MAIN taz ■ Der designierte Chef der IG Metall, Jürgen Peters, hat zu Beginn des Gewerkschaftstags in Frankfurt seine Organisation zu Geschlossenheit aufgerufen. Gleichzeitig forderte er eine gründliche Aufarbeitung der Streikniederlage im Osten wie des anschließenden Führungsstreits. Als Folge der Streikniederlage räumte Peters „massive Fehlentwicklungen innerhalb der IG Metall“ ein, die „zur Schwächung und nicht zur Stärkung“ geführt hätten.

Er selbst nannte drei Gründe für das Scheitern des Streiks: Die IG Metall habe die Zahl der streikfähigen Betriebe unterschätzt, das Vorgehen nicht optimal kommuniziert und sei nicht geschlossen genug aufgetreten. Die Streikniederlage und der Führungsstreit haben auch finanzielle Konsequenzen: Die IG Metall werde durch den massiven Mitgliederschwund 2003 nur 440 Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen einnehmen, erklärte Hauptkassierer Bertin Eichler – 6,7 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.

Peters forderte die Bundesregierung auf, angesichts von Massenarbeitslosigkeit und stagnierender Konjunktur eine „grundlegende Wende in der Wirtschafts- und Sozialpolitik“ einzuleiten. Kanzler Gerhard Schröders Agenda 2010 bezeichnete er als „altes Stückwerk und neues Flickwerk“. Er räumte jedoch ein, dass auch der IG Metall die gesellschaftspolitischen Leitbilder und Visionen offensichtlich abhanden gekommen seien.

Auf dem vorgezogenen 20. Gewerkschaftstag wird morgen der neue Vorstand gewählt. Planmäßig sollen die 598 Delegierten Peters zum 1. Vorsitzenden und Nachfolger des zurückgetretenen Klaus Zwickel, den baden-württembergischen Bezirksleiter Berthold Huber zu dessen Vize wählen. THILO KNOTT

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