Hand in den Mund

Neues HSV-Team weckt beim ersten Saisonerfolg gegen Wallau Hoffnungen, die mehr Philosophie verdienen

Hamburg taz ■ Auf wem künftig die spielerischen Hoffnungen des HSV-Handballs ruhen, wurde den verschwindenden 3.000 Zuschauern im 16.000 Menschen fassenden Oval der Color Line Arena schnell vor Augen geführt. Das von Trainer Bob Hanning komplett neu formierte Team präsentierte sich bei einem viel versprechenden 30:24-Auftaktsieg gegen die SG Wallau-Massenheim beinahe wie inszeniert. Dem ersten Tor durch die wohl spektakulärste Neuverpflichtung des HSV, Pascal Hens, folgten fünf weitere Treffer durch Debütanten, wenn man Guillaume Gille nach einjähriger Verletzungspause hinzuzählt. Sowohl Hens wie auch Torsten Jansen (aus Nordhorn) und Morten Bjerre (aus Kiel) stellten sich ihren neuen Fans mit Toren vor.

Diese huldigten den neuen Stars allerdings keineswegs mit übermäßiger Präsenz. So hofft Torsten Jansen auf steigendes Interesse beim Publikum, denn „bisher kommt nicht so viel rüber“. Auf die Frage, wie der gute erste Eindruck vom Spielfeld auf das Desinteresse einwirken könne, bewies Hanning Schlagfertigkeit: „Ich bin zuversichtlich, dass jeder Zuschauer, der heute in der Halle war, noch zwei mehr mitbringen wird.“

Erst mal zeigte sich der Coach zufrieden darüber, bis auf den verletzten Jon Belaustegui mit der stärksten Mannschaft spielen zu können. Morten Bjerre und Bertrand Gille, der vor allem in der Defensive eine starke Partie machte, konnten rechtzeitig ihre Blessuren auskurieren. „Nach der durchwachsenen Vorbereitung ohne Glanzlichter sind wir froh über diesen Einstand“, sagte er erleichtert.

Den lobenden Worten der neuen Nummer eins im Tor der Hamburger, Tomas Svensson („wir haben unglaublich gut in der Abwehr gespielt“) folgten direkt dämpfende Worte: „Wir brauchen noch Zeit, um uns zurechtzufinden“, so die allgemeine Meinung des Trainers und des Linksaußen Jansen.

Dass der ehemalige Wallauer Hens den Torreigen eröffnete, interessierte Hanning kaum. „Er ist ein Spieler, der den deutschen Handball in den nächsten Jahren prägen wird. Mit fünf Fehlwürfen und vier technischen Fehlern hat er heute unserem Anspruch nicht genügt.“

Welchen Ansprüchen Hens in den kommenden Monaten genügen muss, wollte Dampfplauderer, Trainer, Sponsorenfänger und Hobbyphilosoph Hanning dann aber nicht konkretisieren. Die Frage, ob es sich beim HSV nach diesem Start tatsächlich um einen Meisterschaftskandidaten handelt, konterte er weise: „Handeln kommt von Hand und nicht von Mund.“ OKE GÖTTLICH