Ökologisch Kohle ohne Arbeit machen

Alternative Kapital-Anlagen werben mit dem Anspruch, sich dem Turbokapitalismus ethisch entgegen zu stellen. Euros sollen wenigstens umweltbewußt und sozial verantwortlich arbeiten. Doch auch Ökofonds, Solar-Kraftwerke und Windparkbeteiligungen müssen Rendite erwirtschaften

VON PETER ORTMANN

Durch hohe Zinserträge werden alle ärmer. Denn jedes Guthaben bedeutet Schulden für einen anderen. Und so wie die Guthaben der einen durch Zinsen wachsen, so müssen in gleichem Maße die Schulden der anderen wachsen. Das hat der Ökonom John Maynard Keynes bereits in seiner 1936 veröffentlichten „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ publiziert. „Dass die Welt nach verschiedenen Jahrtausenden beständigen Sparens der Einzelnen so arm an angehäuften Kapitalwerten ist, ist durch die hohen Zinsen zu erklären, die früher dem Besitz von Land anhafteten und die jetzt an dem Besitz von Geld hängen,“ schrieb er. Den Ausweg aus der Zinsspirale schafften früher Hyper-Inflation und Währungsreform. Heute schieben alle den Big Bang vor sich her. Ein Freihandel ohne Zinsen könnte die wahre ökologisch-ethische Zukunft sein. Doch davon ist die Gsellschaft heute noch weit entfernt.

Auch in so genannten alternativen, ökologischen Anlageformen müssen für die Geldgeber Erträge erwirtschaftet werden. Hier soll das Kapital aber wenigstens umweltbewußt und sozialverantwortlich angelegt werden. Beteiligungen an Rüstungsindustrie, Atomenergie und Gentechnik werden ausgeschlossen. Die Anlegertendenz ist steigend, das Angebot an sogenannten Umweltfonds wird deshalb kontinuierlich ausgeweitet. In Deutschland werden aktuell cirka 68 Ethikfonds, Ökofonds und Nachhaltigkeitsfonds auf dem Geldmarkt angeboten.

Beispiel Solarfonds: In Deutschland erhalten Betreiber neuer Solarstromanlagen zukünftig weitaus mehr Geld für den selbst produzierten Strom als bisher. Der Gesetzgeber verpflichtet die Stromnetzbetreiber, Solarstrom zu einem vorgegebenen und kostendeckenden Preis Solaranlagenbetreibern abzukaufen. Statt bislang 45,7 Cent in Zukunft je nach Anlagentyp bis zu 62,4 Cent je Kilowattstunde Solarstrom. So wird die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen weiter steigen, deren Betrieb sich nach rund 20 Jahren amortisiert. Auch die Begrenzung der Größen wurde aufgehoben, damit wird der Bau von ebenerdigen Solarkraftwerken über Beteiligungsfinanzierungen möglich.

Beispiel Windkraftfonds: Hier schließen sich Investoren zusammen, um an einem geeigneten Standort eine oder mehrere Windkraftanlagen zu errichten und zu betreiben. Der private Investor ist als Kommanditist an der Windparkgesellschaft beteiligt und seine Haftung ist auf die Höhe der Kommanditeinlage beschränkt. Aber er ist an allen positiven und negativen Ergebnissen der Gesellschaft prozentual in Höhe seines Anteils beteiligt. Er ist Unternehmer mit allen Chancen, aber auch Risiken.

Beispiel Ökofonds: Hier investiert der Anleger in zukunftsfähige, ökologisch orientierte Unternehmen, die umweltverträgliche Technologien, langlebige Verbrauchsgüter oder ökologische Nahrungsmittel unter humanen Arbeitsbedingungen produzieren. Die Verbraucherzeitschrift Ökotest hat diese Fonds vor kurzem getestet. Auf dem ersten Rang lag der Ökovision, knapp dahinter der Green Effects. Das heißt jedoch nicht, Anleger hätten in den vergangenen zwei Jahren mit den Produkten Geld verdient, schrieb die Zeitung. Im Gegenteil: Beide Fonds hätten klar an Wert verloren.