Zweitbeste Lösung

Kiels Schloss bleibt Veranstaltungsstätte durch Verkauf

Es ist ein strenger Backsteinkubus, und vom Vorgängergebäude zeugt nur noch der barocke Rantzauflügel: Als Messe-, Kongress- und Veranstaltungszentrum wird seit den 60erJahren der Nachfolgebau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kieler Renaissance-Schlosses genutzt. Internationale Orchester und Chöre treten dort auf. Auch das Schleswig-Holstein-Musikfestival ist regelmäßig zu Gast.

Das wird auch so bleiben, und dies war nicht selbstverständich: 20 Millionen Euro an Sanierungskosten sah der Eigentümer – das Land Schleswig-Holstein – auf sich zukommen. Grund genug für verschiedene Versuche, das Schloss zu verscherbeln. Einer von ihnen mündete im „Filz-Untersuchungsausschuss“. Der hatte zu prüfen, ob Karl Pröhl, Ex-Berater von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD), seinem Vertrauten Falck Brückner das Gebäude hatte zuschanzen wollen.

Doch schließlich wurde das Schloss für einen Euro an den Kieler Konzertagentur-Inhaber Klaus-Peter Marschall verkauft. Mit 4,5 Millionen Euro will er zunächst Heizung, Lüftung und Technik sanieren. „Vielleicht werden wir später auch das Dachgeschoss ausbauen. Und bei der Sanierung des Rantzau-Flügels werden wir uns nach den Bedürfnissen des künftigen Nutzers richten“, sagt Marschall.

Das Konzertprogramm des Kieler Schlosses will er allerdings nicht verändern: „Dessen Dichte ist nicht mehr steigerbar.“ Das bisherige Defizit möchte er durch Quersubventionierung abbauen: „Rund 180.000 Euro jährlich werden wir in den Konzertbetrieb stecken müssen“, erwirtschaftet durch Vermietungen von Büroflächen im Verwaltungstrakt des Hauses.

„Die Kieler sind mit dieser Lösung zufrieden“, ist aus Fachkreisen zu hören. „Viele hätten sich zwar gewünscht, dass das Schloss repräsentativer ausgebaut würde“, heißt es. Am wichtigsten sei aber, „dass es als Veranstaltungszentrum erhalten bleibt.“ Die baldige Zustimmung des Landtags vorausgesetzt, kann der Vertrag noch 2003 unterzeichnet werden. PS