Feuerhackstraße

Mit Säge und Axt: Jugendliche in geschlossenem Erziehungsheim hacken Holz zur Beschäftigung und zum Verkauf. Sozialpolitische Opposition: Kinderknastarbeit

So gefährlich können die Jugendlichen im geschlossenen Erziehungsheim Feuerbergstraße offenbar doch nicht sein: Ihnen wird dort Freizeitbeschäftigung mit gefährlichem Werkzeug angeboten. Nachmittags hacken die Jungen, die dort einsitzen, weil sie mehrfach straffällig wurden, gelegentlich Holz – mit Säge und Axt. Und das, stellt die sozialpolitischen Opposition (Sopo) mit Erstaunen fest, obwohl der Senat „keine Chance ungenutzt lässt, uns zu erklären, welche ‚Monster‘ in der Feuerbergstraße untergebracht sind“. Die Sopo hält dem Senat vor, „Kinderknastarbeit“ zu betreiben.

Das Feuerholz wird verkauft. Im Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung (LEB), Betreiber des Heimes, hängt ein Aushang, auf dem den MitarbeiterInnen das günstige Kaminholz angeboten wird. Dieses wird in der Feuerbergstraße im „gesicherten Außengelände“ bearbeitet, erklärt LEB-Sprecherin Bettina Bormann. Es sei eine Tätigkeit, bei der die Jugendlichen sich „körperlich auspowern“ könnten und zudem erfahren würden, dass sie „durch ihre Arbeit einen materiellen Vorteil haben“. Das erwirtschaftete Geld kommt in eine Gruppenkasse. Die Jugendlichen entscheiden dann gemeinsam, wofür es ausgegeben wird. Zumeist, sagt Bormann, für ein Essen bei McDonalds.

Bormann versichert, dass nur die Jungen an Axt und Säge gelassen werden, die als „vernünftig und zuverlässig gelten“. Die übrigen würden ihnen zuarbeiten, das verarbeitete Holz aufsammeln und in Tüten verpacken.

Die Sopo hingegen findet es bedenklich, dass in der Feuerbergstraße Arbeit wie im Knast betrieben wird. Gleich, ob es sich dabei um Beschäftigungstherapie oder eine Arbeitspflicht handelt: Laut Sprecher Dirk Hauer erfülle beides die klassische Zwangsarbeitssituation. Derartige Tätigkeiten könne man sicher erwägen, wenn die Jugendlichen daran Spaß hätten und angemessen für die Arbeit entlohnt würden. In der Feuerbergstraße aber seien sie in einer klassischen Gefängnissituation, in der es „in der Regel keine Freiwilligkeit gibt“.

LEB-Sprecherin Bormann bestätigt, dass die Teilnahme am Holzhacken für die Jungen verbindlich ist. Problematisch findet sie das nicht. Denn die Jungen seien stolz darauf, „mit ihrer Hände Arbeit etwas zu schaffen“.ELKE SPANNER