noch ’ne lange nacht
: Verbraucherschutz und so

Piercing, Porno und Psycho

Lust auf ein Intimpiercing, vielleicht auf einen Liebesstift, der die Reibungsfläche erhöht? Interesse? Okay, aber nicht zu voreilig! Hören Sie auf den Rat von Heidi Knake-Werner. Die PDS-Senatorin für Soziales sagt: „Wir müssen Verbraucher aktivieren.“ Die können nämlich bald ihre Informationsdefizite abbauen.

Gut, das klingt jetzt nicht cool. Aber Sie wollen doch nicht, dass eventuell hocherogene Zonen von Pfuschern verwüstet werden, oder? Also: Die Lange Nacht des Verbraucherschutzes am 26. September bietet DIE Chance, die Informationsdefizite wegaktivieren zu lassen. Hundert Beteiligte aus Behörden, Beratungsstellen etc. präsentieren zwischen 17 und 24 Uhr an 12 Standorten, was sie Verbrauchern zu bieten haben.

Im Einkaufszentrum Helle-Mitte verrät voraussichtlich der Piercing-Studio-Verband, welche Mindestanforderungen ein Studio erfüllen muss. Bei weiterem Bedarf an körperlichen Updates informiert ein plastischer Chirurg über Schönheits-OPs. Fand die Nasenbearbeitung schon statt (und ging daneben), hilft die Polizei weiter mit dem Programmpunkt „Wie streite ich richtig – ohne Gewalt?“. Ist dies erfolglos, kann sich der betreffende Arzt zu seinem Schutz im Obi-Markt Mahlsdorf vom Landeskriminalamt Tipps holen, wie er seine Wohnung einbruchssicher macht.

Die Wut ist verständlich: Schiefe Nase, verrutschte Brüste – in dem Zustand nimmt einen doch keiner mehr. Bleibt zur Stimulation des Intimpiercings nur der Porno aus dem Netz. In der Verbraucherzentrale erfährt man, wie sich die Dialerprogramme im Computer einnisten, die jede Internetverbindung über 01 90-Nummern abrechnen. Wer es wissen will, bekommt auch eine Antwort auf die Frage „Warum kann man am Plüschteddy ersticken?“, aber das ist jetzt wirklich ein ganz anderes Thema.

Das 50-jährige Jubiläum der Verbraucherzentrale Berlin, der ältesten Einrichtung dieser Art in Deutschland, gibt der Senatorin Anlass, mit der Langen Nacht den Verbraucherschutz aus den Amtsstuben herauszuholen. Sie will ihn „jenseits von Skandalen in seiner Vielfalt präsentieren“. Sponsoren machen’s möglich: Der Eintritt ist kostenlos, es gibt einen Shuttle-Service zu einigen Standorten – Supersache für Leute, die eine Schönheits-OP plus Beseitigung der schädlichen Folgen zahlen müssen und sich ungern auf der Straße zeigen.

So viele Tipps hinterlassen Besucher oft orientierungslos. Kein Problem: Damit die informationstrunkene Menge neuen Halt nicht an der falschen Adresse sucht, warnt Landessektenbeauftragte Anne Rühle zur Geisterstunde vor Psychogruppen. STEFFEN BECKER