Der Gnom bist Du

Trost spendende Begleitung auf dem Weg ins Ungewisse: Das neue „Tenfold Loadstar“-Album „It’s cold outside and the Gnome is you“ klingt nicht nach Spaß und rosaroter Brille. Aber es hilft, sich der unbarmherzigen Realität da draußen zu stellen. Heute Abend stellt die mittlerweile nach Hamburg gezogene Pop-Band es im Café Nachtasyl vor

Es ist zehn Jahre her, da gaben „Tenfold Loadstar“ den Support zur knochentrockenen Hamburger Country-Folk-Kapelle „Fink“. Das ehemals Braunschweiger Trio begeisterte und geriet durch diese Verbindung in die Ecke der handgemachten Musik, auch wenn es bei ihnen neben dem Klang der Akustikgitarre schon immer auch elektronisch zuging.

Auf ihrem ersten Album „Tenfold Loadstar“ von 2001 ist der Spaß am Sphärenklang und Bleep & Klonk im Kontrast zum analogen Sound noch deutlich wahrnehmbar. Verlegt wurde das Debüt beim Label „XXXS-Records“, welches dereinst exklusiv für Finks erste Veröffentlichung gegründet worden war. Eine Dekade später hat sich die Band um die zart-klare, leicht wehmütige Stimme von Caro Garske ausgewechselt und weitgehend aufs Akustische besonnen. Gundi Voigt hat den Bass um und Gregor Hennig sitzt jetzt am Schlagzeug.

Am 30. Januar dieses Jahres kam dann „It’s cold outside and the Gnome is you“ zu uns. Was für ein Titel! Nach Spaß und rosaroter Brille klingt das nicht, und frei interpretiert ist es auch genau so gemeint: Die Welt kann ein gnadenloser Ort sein, die Bedingungen sind unbarmherzig und wir sind nicht alle mit Vorteils-Tuning ausgestattet. Doch wer keinen Mumm hat, sich der Realität zu stellen, sich verkriecht, bleibt da, wo er weiterhin Angst hat. Also: Trau Dich! Wirf die eigene Eitelkeit über Bord!

Die englisch gesungenen, oft melancholischen Balladen begleiten einen auf dem Weg ins Ungewisse und versprechen Trost und Entschlossenheit. Das wirkt fast schon wie Gospelmusik, wenngleich es sich hier eindeutig um Pop handelt. Akustische Instrumente schmecken eindeutig vor, Gitarre, gespielt von der Sängerin selbst, Piano, sogar Geigen.

Passenderweise gibt es eine Hymne, eine spätfeministische: „Weapons“. Klanglich dramatisch und inhaltlich kritisch startet „Government“; die meisten anderen der insgesamt elf Stücke haben etwas Unblumig-Verträumtes. Und über allem die Stimme von Caro Garske, weitgehend in der bestimmten Tonlage, die ein bisschen mädchenhaft und doch reif klingt. Produziert hat das Album eine ebenfalls erfahrene Sängerin: Peta Devlin, ehemaliges Mitglied von „Die Braut haut ins Auge“ und „Cow“, jetzt „Hoodoo Girl“.

Wer sich das alles einmal anhören und sehen will, bevor er sich mit einem „Tenfold Loadstar“-Tröster-Kopfhörer in die unbarmherzige Welt da draußen begibt, bekommt heute Abend im Nachtasyl die Chance.IMKE STAATS

Do, 26. 2., 23 Uhr, Thalia Theater / Café Nachtasyl, Klostertor 1