kommentar: transrapid
: Vergiftetes Wahlkampfgeschenk

Jürgen Rüttgers hat sich gefreut. Mitten im Sommerloch zieht die Bundes-CDU seinen alten Vorschlag einer Transrapid-Strecke von Amsterdam ins Ruhrgebiet aus der Mottenkiste. Damit stößt sie selbst Parteipromis wie dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff, der die Magnetschwebebahn nur zu gerne selber bauen würde, vor den Kopf – nur, um dem wahlkämpfenden NRW-CDU-Chef einen Gefallen zu tun.

Doch Jürgen Rüttgers sollte sich nicht freuen. Zu offensichtlich ist die Unausgegorenheit der Transrapid-Pläne. Die Finanzierung des Holland-Rapids ist weder mit der niederländischen Regierung abgesprochen, noch werden im Bundeshaushalt in den nächsten Jahren Mittel frei. Hinzu kommt, dass die aufgewärmte Debatte die Transrapidfreunde in der CDU-Wählerschaft noch einmal daran erinnert, wie die Partei ihre geliebte Magnetbahn in den Regionalausschüssen beerdigt hat.

Verkehrspolitisch ist und bleibt die Idee des Transrapids ohnehin hirnrissig. Selbst wenn ein paar Passagiere vom Billigflieger auf die Magnetstrecke umstiegen, die Kosten würde das nie rechtfertigen. Viel sinnvoller wäre es statt dessen, den mangels Geld gefährdeten Bau des Rhein-Ruhr-Expresses von Köln nach Dortmund zu forcieren.

Bleibt das Totschlagargument, man könne die Transrapidtechnik nur dann exportieren, wenn sie in Deutschland genutzt werde – spätestens der Streckenbau in Shanghai beweist das Gegenteil. Doch Jürgen Rüttgers ist das egal. Er ist einfach froh, dass man ihn in Berlin lieb hat. KLAUS JANSEN