Am Marmor pappt bald eine andere Marke

Das Four Seasons reüssierte weniger durch ein gutes Angebot als durch Promis, die am Gendarmenmarkt nächtigten. Jetzt macht die Nobelherberge dicht. Übernehmen will der Konzern Rezidor SAS, das Haus soll künftig Regent heißen

Es ist noch keine fünf Tage her, da durfte sich das Four Seasons am Gendarmenmarkt mit dem winkenden Hollywood-Star Will Smith schmücken. Nun muss der Nobelschuppen selbst Ade zur deutschen Hauptstadt sagen. Denn nach nur acht Jahren Betriebszeit hat der Eigentümer des Gebäudes, eine Immobilienfondsgesellschaft aus Hamburg, der kanadischen Luxuskette den Pachtvertrag gekündigt.

Nur eineinhalb Jahre hatte der Bau gedauert. Um sich in das historische Ensemble am Gendarmenmarkt zu integrieren, wählte der Architekt Josef Paul Kleihues für die Fassade in den Obergeschossen gelblichen Travertin, im Erdgeschoss grünen Marmor. Doch vom Gesamtresultat war der Stararchitekt enttäuscht. Zu pompös war dem Rationalisten der zum Teil schwülstige und neobarocke Innenausbau in Aufenthaltsräumen und Zimmern. Seither informiert eine Tafel am Haus darüber, dass Kleihues zwar Architekt, aber nur für das Bauwerk verantwortlich ist.

Und trotzdem heimste die von innen etwas bieder wirkende Nobelherberge 1998 den Titel ein: Bestes Hotel Europas. Berühmt wurde das Four Seasons nicht so sehr wegen seines reichhaltigen Angebots. Denn das Haus verfügt weder über einen Tagungsbereich noch über einen Ballsaal. Sondern vor allem wegen der zahlreichen Stars, die hier übernachteten.

Nun soll der kanadische Betreiber innerhalb von nur 30 Tagen die Immobilie verlassen haben. Verramscht wird der Edelschuppen aber nicht. Denn die Hamburger Immobilienfondsgesellschaft hat bereits einen aus ihrer Sicht würdigen Nachfolger gefunden. Ob es Rezidor SAS gelingt, dem Hotel seinen exklusiven Stempel aufzudrücken, wie es das Four Seasons für sich beanspruchte, bleibt fraglich. Mit dem Radisson SAS DomAquarée und dem Park Inn am Alexanderplatz ist sie bereits zweimal auf dem völlig überfrachteten Hotelmarkt in Berlin vertreten. Rezidor will dem schmucken Haus die Luxusmarke „Regent“ an die marmorne Wand pappen – ein in der Tat renommierter Name in der globalen Hotelerie-Branche – bei Hotelliebhabern bloß eben ein Relikt aus den 70er- und 80er-Jahren. Damals waren die großen Luxusketten noch nicht so expandiert. Regent-Hotels gibt es weltweit gerade siebenmal, während vergleichbare Ketten wie Sheraton, Shangri-La oder Westin in der Regel mehrere dutzend Häuser ihr Eigen nennen können. Vielen High-Pay-Globetrottern ist der Name Regent einfach kein Begriff. FLEE, ROLA