Traumreise

Die Höhen und Tiefen nächtlicher Visionen breiten sich schmuckvoll im Knoops-Park aus

An diesem Abend gehört Milan zu den jüngsten Zuschauern von „Klein Nemo in Slumberland“. Er ist 5 Jahre, liebt Schokolade und taucht in der Badewanne nach Seeungeheuern. Wenn er mal groß ist, möchte er Spielwarenverkäufer werden. Dieser Beruf sei nicht so gefährlich wie beispielsweise der Job von Astronauten. Außerdem könne er sich dann jeden Wunsch erfüllen.

Er ist mit dem Schiff gekommen – die Weser rauf und die Lesum runter. Fast zwei Stundenhat die Fahrt von der Schlachte bis zu Knoops-Park gedauert, weiter geht’s zu Fuß unter noch regennassen, knorrigen Bäumen eine Anhöhe hinauf.

Dort liegt Slumberland, und wie Milan haben sich rund 400 am Premierenabend trotz dauerhaften Nieselregens vor den Pforten der Traumlandschaft versammelt. Eine clowneske Band und eine tanzende Rose auf Stelzen empfangen die Gesellschaft. „So eine schöne Rose würde ich gerne mal pflücken“. Gegen 20 Uhr öffnet sich das Tor zum Traumland, um diese Zeit schließt er gewöhnlich die Augen.

Durch den Park schallt der vertraute Satz: „Hast Du Dir die Zähne geputzt?“ Und doch ist heute alles anders. Nemo schläft ein und Milan wird Zeuge seiner Reise in den ganz normalen nächtlichen Wahn. Im Schlaf folgt Nemo dem Ruf seiner Traum-Frau, deren Spielgefährte er werden will. Doch wie im Leben so auch im Traum: So einfach ist das nicht.

Vor der Oase aus Zauberlicht und Blumen liegt ein See einer zarten grünen Haut aus Algen. Nemo steigt ins Boot und plötzlich verwandelt sich das stille Wasser in einen brodelnden Hexenkessel. Nemo wird in die nasse Tiefe gezogen. Drei große Seeungeheuer tauchen fauchend an die Oberfläche.

„Da sind Menschen drin“, bemerkt Milan lakonisch, während seine Mama noch im Bann dieser Albtraumszene steht. Drei schwarze Taucher mit Schnorcheln und Flossen latschen durchs Publikum.Trotz aller Unwägbarkeiten schwört sich Nemo, mutig zu sein.

„Dürfen wir da rein?“ Die Zuschauer sind dem kleinen Helden gefolgt, haben die königliche Residenz erreicht. Vor dem Papppalast ist Milan ehrfürchtig stehen geblieben.

„Ich bin ganz verwühlt“, stammelt Nemo im Angesicht seiner Prinzessin, die ihn das Fliegen lehrt. Im Herzen von Slumberland darf er so viel Schokolade essen wie er will, denn jeder Wunsch lässt sich träumend leicht erfüllen.

„Nemo – du musst jetzt aufstehen!“, erklingt die mütterliche Stimme. Milan ist dem Spektakel bis zum Ende gefolgt. Im Zug nach Bremen schläft er ein – heute einmal ohne Gute-Nacht-Geschichte. Esther Brandau

Weitere Vorstellungen: täglich, bis 6. September, jeweils 20 Uhr