Ein Lichtstreif für Herties Zukunft

Insolvenzverwalter Bähr präsentiert Interessenten für die Warenhäuser

DÜSSELDORF taz ■ Der Poker um die Rettung des insolventen Warenhauskonzerns Hertie geht in die nächste Runde. Bei einem Gespräch im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium konnte Insolvenzverwalter Biner Bähr am Mittwoch eine Investorengruppe präsentieren, die offenbar Interesse an einer Übernahme von 54 Hertie-Filialen mit rund 2.800 MitarbeiterInnen hat – wenn es denn eine Landesbürgschaft gibt.

Nordrhein-Westfalen sei grundsätzlich bereit, eine Übernahme zu stützen, sagte ein Sprecher von Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) der taz nach dem Treffen. Thobens Parteifreund Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte Landesbürgschaften schon zur Rettung des angeschlagenen Autobauers Opel ins Gespräch gebracht.

Hinter den Kulissen jedoch bleiben Thobens Beamte skeptisch. Zunächst müsse eine von den Investoren getragene Auffanggesellschaft ein überzeugendes Geschäftsmodell erarbeiten und damit ihre Hausbank überzeugen, hieß es in Düsseldorf: „Erst einmal brauchen die einen Kredit – und dann können sie auch eine Landesbürgschaft beantragen.“

Die Hertie-Warenhäuser waren 1994 vom Konkurrenten Karstadt übernommen und umbenannt worden. Im Spätsommer 2005 aber verkaufte Karstadt 73 kleinere, wenig profitable Warenhäuser unter dem Namen Hertie an den britischen Finanzinvestor Dawnay Day.

Seit Juli 2008 sind die Briten selbst pleite – und haben ihre Kaufhäuser in der Bundesrepublik mit in den Ruin gezogen: Im August 2008 musste die Hertie-Zentrale in Essen-Kettwig Konkurs anmelden.

Seitdem kämpft Insolvenzverwalter Bähr vor allem um eine Senkung der Ladenmieten: Zur Finanzierung der Hertie-Übernahme habe Dawney Day seinen Filialen völlig überhöhte Kosten in Rechnung gestellt und so Kapital aus dem Unternehmen gezogen, argumentiert Bähr.

Für 19 Hertie-Filialen mit rund 650 MitarbeiterInnen sieht aber auch der Insolvenzverwalter keinerlei Zukunft mehr: Vier Häuser in Stadtteilzentren wie Essen-Borbeck oder Duisburg-Walsum wurden bereits Mitte Februar geschlossen, weitere 15 werden bis zum 7. März folgen.

Die Hertie-Betriebsräte fordern deshalb mehr Engagement von NRW-Wirtschaftsministerin Thoben und Regierungschef Rüttgers: „Wir brauchen Unterstützung, um unsere Arbeitslosigkeit zu verhindern“, heißt es in einem offenen Brief der Arbeitnehmervertreter. Schon das Karstadt-Management habe damit begonnen, die Firma „systematisch zu zerstören“. Seitdem sei viel zu wenig in die Filialen investiert worden. Stattdessen hätten sich Vorstände und Aktionäre „Dividenden ausschütten“ lassen, „ohne dass das Unternehmen dieses Geld jemals verdient hatte“. ANDREAS WYPUTTA