AWO und DRK begrüßen Hartz

Nach der Caritas wollen jetzt auch andere Wohlfahrtsverbände in NRW den Hartz-Reformen eine Chance geben – sie stellen Arbeitslose für einen Euro die Stunde ein. DGB: „Das vernichtet Arbeitsplätze“

VON NATALIE WIESMANN

Die Wohlfahrtsverbände in Nordrhein-Westfalen sehen durch die Arbeitsmarktreform große Chancen für Langzeitarbeitslose. Sie schließen sich damit den Aussagen ihrer Bundesverbände an, deren Sprecher gestern vor der „Panikmache“ im Zusammenhang mit Hartz IV gewarnt haben. Die Sympathie für die Beschäftigungspolitik für Langzeitarbeitslose kommt nicht von ungefähr: AWO, DRK, Caritas und Paritätischer Wohlfahrtsverband wollen ab Januar kommenden Jahres für ein bis zwei Euro in der Stunde tausende von Arbeitslosengeld II-Empfängern beschäftigen.

„Wir müssen die Sache positiv anpacken“, so Ursel Meenzen, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege und des DRK Nordrhein. Die Verbände wollten Hartz-Reformen „pragmatisch und kreativ“ angehen. In der Einrichtung von Gemeinwohlarbeiten sieht sie die Chance, Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Wir setzen auf Qualifizierung“, so Meenzen.

Was genau unter der Qualifizierungsmaßnahme zu verstehen ist, gibt das Hartz-Gesetz nicht vor. Weiterbildungsseminare oder andere Maßnahmen sind keine Pflicht. Vorwürfe von Arbeitsloseninitativen, die Wohlfahrtsverbände nutzten den Arbeitszwang für eigene Profitinteressen, weist Christoph Eikenbusch, Caritas-Sprecher des Bistums Paderborn, zurück: „So einfach ist das mit der Einarbeitung von Arbeitslosen nicht.“ Vor allem solche, die seit vielen Jahren beschäftigungslos seien, müssten intensiv betreut werden.

Kritischer sieht der Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, JörgSteinhausen, die zukünftige Beschäftigungspolitik: „Wir sehen das zunächst als Modellprojekt“. Natürlich begrüße man die Bereitstellung von neuem Pflegepersonal, zumal wegen des verkürzten Zivildienstes ein Viertel der Zivi-Stellen zurzeit nicht besetzt seien. Doch dürften die Maßnahmen nicht dazu genutzt werden, „die Leute aus der Arbeitslosenstatistik rauszustreichen.“ Nicht viele der ALG II-EmpfängerInnen könnten nach der befristeten Beschäftigung übernommen werden.

Davon sind auch Gewerkschaftsvertreter überzeugt: Der DGB Nordrhein-Westfalen beobachtet mit großer Besorgnis die Einrichtung von Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose: „So werden Arbeitsplätze vernichtet“, ist sich Raimund Echterhoff sicher. Das sei auch bei früheren Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen geschehen. Als „mittlere Katastrophe“ bezeichnet der Gewerkschafter die Einstellung von Arbeitslosen im Kindertagesstättenbereich: „Die Erziehungsaufgaben sind zu wichtig, als dass sie in fachfremde Hände gegeben werden können.“