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Die freieste Presse im Maghreb

Die algerische Presselandschaft ist seit dem Ende des Einparteiensystems 1988 die pluralistischste und freieste in Nordafrika. 30 Tageszeitungen verkaufen täglich über 1,2 Millionen Exemplare (für umgerechnet 10 Cent). 150 Publikationen werben um die Gunst des Wochen-, Monats- und Fachpublikums.

Die Journalisten stehen bei ihrer mutigen Arbeit zwischen zwei Fronten. Immer wieder versucht der Staat einzugreifen, wenn ihm die Berichterstattung zu weit geht. Erst im vergangenen Jahr wurden neue Artikel ins Strafgesetz aufgenommen, die bis zu 3.750 Euro Geldstrafe und bis zu einem Jahr Haft „für Verleumdung staatlicher Würdenträger“ vorsieht. Auf der anderen Seite sind die Medienmitarbeiter immer wieder Ziel islamistischer Anschläge. 57 verloren seit dem Ausbruch des blutigen Konfliktes 1992 ihr Leben.

Anders als bei der Presse sind die elektronischen Medien Funk und Fernsehen weiterhin fest in der Hand des Staates. Die Sender sind überall im Land zu empfangen. Nur sehen will sie keiner. Die meisten Leute schauen per Satellit über die Landesgrenze hinaus. In keinem Land lassen sich so viele Parabolantennen beobachten wie in Algerien.